Schwarzer Schwan – Real oder Kunstfigur?

Ein schwarzer Schwan erscheint uns unheimlich, dämonisch – ein Trauerschwan.  Diese Empfindung wurde in der Neuzeit geprägt, denn der „unheimliche“ schwarze Schwan ist eine Kunstfigur, erfunden von einem Philosophen. Extrem selten dagegen kommt der schwarze Schwan in der Wirklichkeit, in der Natur bei uns vor. Real oder Kunstfigur?

Noch im 17. Jahrhundert war man in Europa fest davon überzeugt, es gibt nur weisse Schwäne. Die Entdeckung der schwarzen Schwäne in Australien war eine zoologische Sensation.

Aus dieser Sensation entwickelte der Philosoph Karl Popper eine Kunstfigur. Karl Popper machte den schwarzen Schwan zum Symbol für den Widerspruch zur Realität. Er begründete damit seine Wissenschaftstheorie, dass sich der Erkenntnisfortschritt durch „trial and error“ vollzieht.

Schwäne sind im allgemeinen weiß. Daher kann man auf die Idee kommen zu behaupten: „Alle Schwäne sind weiß.“ Das wäre ein Induktionsschluss, was heißt: Wir beobachten einige Schwäne und sehen nur weiße. Daraus leiten wir die Annahme ab, daß alle Schwäne weiß sein müssen. Angenommen nun, wir hätten bis heute nur weiße Schwäne entdeckt, obwohl es auch schwarze gibt, dann würden wir das „Gesetz“ aufstellen: „Alle Schwäne sind weiß.“

Karl Popper, Logik der Forschung, 1934

Daraus hat man dem armen, schwarzen Schwan einen Strick gedreht und ihn zum Symbol für das grosse Unheil, dass die bisherige Normalität beendet, erhoben.

In der Politik und in der (Wirtschafts-) Presse wird gerne von der Landung des schwarzen Schwans gesprochen. Wenn der schwarze Schwan landet, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen, die Weltordnung wird kräftig durcheinander geschüttelt. Dies zementiert den Ruf des schwarzen Schwans, lässt diesen „böse“ und „falsch“ erscheinen.

Meine Begegnung mit dem schönen Schwarzen Schwan ist harmlos. Dieser schwimmt im Hochrhein beim Städtchen Diessenhofen, wo er stadtbekannt und der Liebling aller ist.

Quellen: Wikipedia, birdlife.ch, Zitat von Karl Popper gefunden in PS 12106 „Einführung in die Wissenschaftstheorie für ErziehungswissenschaftlerInnen“ (Friedrich Rost), weitere Internetquellen zu Karl Popper, dieser Post ist inspiriert durch die Finanzpresse, welche gerne vom schwarzen Schwan spricht

Bild Michael’s Beers & Beans: Eine Begegnung mit dem Schwarzen Schwan (Foto Juli 2017, Diessenhofen/TG, Hochrhein, Thurgau)

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