Hurrikan Ophelia, mittendrin im heftigsten Sturm seit 50 Jahre

“Bleiben Sie drinnen, bis der Sturm vorbeigezogen ist“, sagte Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar bei einer Pressekonferenz in Dublin. Und machte klar, dass es sich um einen nationalen Notstand handelt. Kurze Zeit später erreichte der Hurrikan Ophelia die Küsten im Südwesten von Irland.

Der starke Regen verschluckte die Landschaft – Blick aus dem sicheren Hotel.
Dieses Bild vom Poulnabrone-Dolmen habe ich kurz nach dem sich der Sturm legte aufgenommen, der Wind war allerdings immer noch recht kräftig.

Genau am Montag, 16. Oktober hatten wir geplant mit dem Auto von Ballyvaughan (Co. Clare) in Richtung Südwesten der Insel zu reisen. Wir entschieden uns die Reise auf den nächsten Tag zu verschieben, wie uns geraten wurde drinnen zu bleiben. So verlängerten wir unseren Aufenthalt im Hotel. Der Sturm kam pünktlich und heftig. Im sicheren Hotel zeigte sich schnell, der Entscheid nicht zu reisen war richtig. Der Sturm dauerte Stunden, von Anfang an hatten wir keinen Strom mehr. Im kleinen Hotel waren die Gäste bald eine verschworene, aber immer gut gelaunte Gemeinschaft. Man vertrieb sich bei Kerzenschein die Zeit in der Bar mit Gesprächen, die Kinder spielten irgendwelche Brettspiele, die sie aufgetrieben hatten. Andere zogen sich in den schönen Living Room des ehemaligen Landsitzes zurück und lasen vor dem wärmenden Kaminfeuer ein Buch. Gelassen blieb die Gemeinschaft auch nachts, als der Feueralarm uns aus den Betten riss und wir uns alle wieder in der Lobby trafen. Zum Glück stellte sich schnell heraus, es war ein Fehlalarm. Die Stimmung im Hotel, draussen der heftige Sturm – es hatte etwas von einem falschen Film.

Kein Strom mehr …

Am nächsten Tag schien bereits wieder die Sonne. Der Strom war immer noch weg, unsere Hotel musste den Betrieb einstellen. Irgendwann hatte das Improvisieren mit Kerzen, Taschenlampen und Gaskocher ein Ende.  So reisten wir bei herrlichem Sonnenschein ab und nahmen den 4 stündigen Weg in den Südwesten unter die Räder. Diese fast etwas unwirkliche Fahrt hat uns nochmals gezeigt, wie der Hurrikan im ganzen Land gewütet hat. Viele umgestürzte Bäume führten zu blockierten Strassen. Zudem beschädigte der Sturm viele Stromleitungen, mehr als 300’000 Haushalte hatten zeitweise keinen Strom mehr.

Der Tag danach – Sonnenschein. Mitten in diesem Tal – im Herzen des „Burren“ – wetterten wir den Hurrikan Ophelia ab.

Die Iren haben die Warnstufe rot, welche das Wetteramt ausgerufen hatte, sehr ernst genommen und sich gut vorbereitet. Man schloss Schulen, stoppte den öffentlichen Verkehr. Supermärkte und viele Firmen stellten den Betrieb ein. Auf den Strassen war kaum noch jemand unterwegs.

Wie hier am Lough Hyne (WestCork) sieht es an vielen Orten aus.

In einigen Gesprächen danach habe ich immer wieder gehört, dass der Sturm gar nicht so heftig war wie die sonst üblichen starken Herbststürme. Der Wind wäre allerdings von einer unüblichen Seite, von Osten gekommen. Zudem sei die Dauer des Sturms erschreckend gewesen. Und es komme zudem selten vor, dass ein Sturm fast gleichzeitig alle Teile des Landes derart heftig treffe.

Neben den vielen umgestürzten Bäumen und beschädigten Stromleitungen ist mir positiv aufgefallen, dass wir kaum beschädigte Häuser gesehen haben. Man scheint hier robust zu bauen.

Leider sind drei Menschen bei Unfällen im Zusammenhang mit dem aussergewöhnlichen Sturm ums Leben gekommen.

Aber was war das nun, diese Ophelia? Stürme hier am Atlantik sind doch nichts aussergewöhnliches?

Üblicherweise entstehen tropische Wirbelstürme in der Passatwindzone vor der afrikanischen Küste. Dort bildete sich auch Ophelia, allerdings ein wenig weiter nördlich als die Hurrikane Irma und Maria, die in der Karibik so schwere Schäden angerichtet hatten. Im Gegensatz zu Irma und Maria zeigte der Hurrikan Ophelia ein gänzlich anderes Verhalten. Er zog über die Azoren direkt nach Norden bis Nordosten und traf am Montag, 16. Oktober hier auf die irische Küste. Allerdings als der Sturm Irland erreichte, war Ophelia kein Hurrikan mehr, sondern nur noch ein „Sturm-Tief“. Dieses „Sturm-Tief“ hatte noch genug Kraft für Windgeschwindigkeiten von über 190 km/h (Fastnet Lighthouse).

Bild NASA – der Hurrikan trifft auf Irland (via Twitter)

Nach Angaben von Met Eireann, dem Wetterdienst des Landes, ist Ophelia die schlimmste Sturm-katastrophe in Irland seit fünfzig Jahren.

Die Menschen in Irland sind jetzt mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Mehrere tausend Fachkräfte sind derzeit mit Reparaturarbeiten beschäftigt, man hofft, dass die Schäden an der Strom- und Wasserversorgung innerhalb der nächsten drei bis vier Tage behoben sein werden.

Karte der ESB (Electricity Supply Board), an welchen Stellen in Irland der Strom ausgefallen ist. (18.10.17)

Mit „Storm Brian“ hat sich der nächste starke Sturm für das Wochenende angekündigt. Es werden an der Küste Böen mit einer Geschwindigkeit von 110 – 130 km/h, dabei soll es sehr viel Regen geben.

Met.ie: STATUS ORANGE

Wind Warning for Wexford, Clare, Cork, Kerry and Waterford

West to Southwest winds veering Northwest will reach mean speeds of 65-80 km/h with gusts 110-130 km/h in coastal parts of Munster and coastal parts of Wexford with the risk of coastal flooding, as storm Brian tracks Eastwards across central and Southern parts of Ireland.

Valid:

Saturday 21 October 2017 00:01 to Saturday 21 October 2017 12:00

Abendstimmung am River Ilen (West Cork) am Abend danach.

Noch zwei Bilder am Schluss aus der http://www.irishtimes.com, welche für mich stellvertretend für die Wucht des Hurrikans Ophelia sind:

Hier in der Nähe des Baltimore Beacon befinde ich mich zur Zeit. Gerne gehe ich abends zu diesem Seezeichen, bei schönem Wetter ist es ein toller Platz für unendliche Sonnenuntergänge.

Diese Bilder sind aus Ophelia in Pictures (Irish Times)

Fallen Trees, Lough Hyne, Skibbereen, West Cork

 

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