Isländischer Vulkan Laki zerstörte Brücke in Heidelberg

In Europa ging 1783 die Angst um. Das Wetter war extrem. Der Sommer war sehr heiss, bei den Sonnenuntergängen leuchte der Himmel in allen Farben und nachts schien ein blutroter Mond. Gewaltige Gewitter gingen nieder. Aus England wurde von einem blauem Dunst, seltsamen Nebeln berichtet und es schien, dass die Sonne keine Kraft mehr hätte. Auf den heissen Sommer folgte in ganz Mittel-Europa ein harter, eisiger Winter.
Heidelberg 1783 – im Dezember. Die Bevölkerung kämpfte gegen die heftigen Schneefälle und einer eisigen Kälte von bis zu minus 30 Grad. Diese wurde immer wieder von Tauwetter abgelöst, welche den Wasserstand des Neckar anschwellen liess. Auf dem Fluss türmten sich Eisschollen bis zu 8 Meter hoch. Im Februar 1784 kam es zur Katastrophe – die Fluten des Hochwassers führenden Neckar trieben riesige Eisschollen mit sich und zerstörten die berühmte Heidelberger Brücke. Und damit viele Mühlen und Häuser.

Alles begann in Island!
Im Juni 1783 öffnete sich im Vulkangebiet des Laki Gigar eine Spalte und schleuderte riesige Mengen Magma und Asche in den Himmel. Der Vulkanausbruch in der Laki Spalte veränderte das Klima in Europa und führte zu viel Elend in der Bevölkerung. Der Vulkanausbruch löste in den Jahren 1783/1784 viele Naturkatastrophen aus, wie diejenige die schlussendlich am 27. Februar 1784 zur Zerstörung der Heidelberger Brücke führte.
In Frankreich beschleunigte die Klimaveränderung, welche durch den Ausbruch in der Laki Spalte ausging, die Französische Revolution. So war der Vulkan im entfernten Island mitverantwortlich, dass Napoleon zum Kaiser wurde und Europa sich politisch und gesellschaftlich drastisch veränderte.

Die Eruption in Süd-Island begann am 8. Juni 1783. Es war ein Pfingstsonntag. Nach mehreren leichten Erdbeben öffnete sich zunächst eine 12 km lange Eruptionsspalte. Bis zu 1000 m hohe Lavafontänen schossen in den Himmel. Die Lava floss durch 2 Flusstäler Richtung Meer. Das Wasser der Flüsse verdampfte unter der Lava. Selbst in 40 km Entfernung wurden Bauernhöfe vernichtet. Im Laufe der Eruption verlängerte sich die Spalte auf 27 km Länge. Auf ihr wuchsen mehr als 130 Schlackenkegel. Der Ausbruch förderte fast 15 Kubikkilometer Lava und 0,6 Kubikkilometer Tephra. Die Stärke des explosiven Anteils der Eruption war unglaublich. In Bezug auf die geförderte Lavamenge war es die 2. stärkste Eruption auf Island. Nur die Eldgjá pumpte mehr Magma an die Erdoberfläche.

Neben einer Aschewolke bildete Schwefeldioxid und das giftige Flour eine Gaswolke, die über Mittel-Europa zog. Der Winter 1783 – 1784 war einer der Härtesten und äusserst schneereich. Ende Februar führten viele Flüsse in Deutschland extremes Hochwasser. Besonders betroffen war Köln. Mehr als 60 Menschen starben in den Fluten, auch dort wurden wie in Heidelberg zahlreiche Brücken und Gebäude entlang der Flüsse zerstört. Ein Problem waren Eismassen, die sich an vielen Stellen stauten und meterhoch auftürmten.
Die Menschen in Heidelberg kannten damals die Zusammenhänge nicht und glaubten die Klimaveränderung und die vielen Katastrophen seien die Vorzeichen des Jüngsten Gerichts.

Mehr zur Laki Spalte (Laki Gigar) findest Du im folgenden Post: Laki Gigar – warum ein Vulkan Napoleon zum Kaiser machte!
Quellen:
Erinnerungstafel (Hochwassermarkierung) in der Altstadt Heidelberg
Wikipedia alte Brücke
Homepage Vatnajökull National Park
Tages Anzeiger: Auf die Eruption in Island folgte die Revolution in Frankreich
Bilder Laki Gebiet Island / Alte Brücke Heidelberg by michael’s beers & beans
Besuch vor Ort
Michael’s Beers & Beans ist ein Hobby-Blog und nicht kommerziell. Dieser Post ist in Ergänzung zu meinen Bildern als Small Talk, Gedankenaustausch und Plauderei zu verstehen, hat daher weder den Anspruch vollständig, noch komplett aktuell zu sein. Alle Informationen sind ohne Gewährleistung auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Um sich in ein solches Thema zu vertiefen, empfehle ich unbedingt weitere Quellen zu überprüfen.
Einerseits Weltuntergangsstimmung an den Flüssen, andererseits offensichtlich keinerlei Irritation im südlichen Ruhrgebiet/Bergisches Land, ganz im Gegenteil: Aufbruchstimmung. Dort erhielt der, schon seit dem 17. Jahrhundert in kleinen, oberflächennahen praktizierte Kohleabbau immer mehr Aufschwung. Im Jahr 1783 reiste Friedrich August Alexander Eversmann, preußisch-königlicher Fabrikkommissar, nach England und brachte von dort nach Hattingen die erste Schienengebundene Kohlebahn als wichtige industrielle Neuerung mit, zuerst noch mit Pferden betrieben, später mit einer Dampflokomotive. Ein wichtiger Schritt in Richtung der vom preussischen Königshof betriebenen Industrialisierung des Landes.
Wie passt das zusammen?
Spannend – vielleicht ist Deine Geschichte indirekt ebenfalls durch die Vulkanaktivitäten des Laki entstanden oder wenigstens beschleunigt worden. Eine der wichtigsten Erfindung in dieser Zeit war die mobile Dampfmaschine, die vom Schotten William Murdoch 1781 entwickelt wurde. Diese Maschinen wurden anfänglich vor allem für den Einsatz in der Landwirtschaft gebaut. Der Durchbruch für diese Maschinen gelang in der Zeit 1783/1784. Mit ein Grund dafür war der vom Laki-Krater verursachte Smog (Flour/Schwefeldioxid) über England und Schottland. Dieser vergiftete die Weiden, dadurch verendeten sehr viele Nutztiere, welche auch für die Bestellung der Felder fehlten. Mit der mobilen Dampfmaschine bot sich eine dringend benötigte Alternative an. Irgendwie könnte dies ja doch in Deine Geschichte rein passen. Überzeugt bin ich, dass Vulkane in der Klimageschichte eine grosse Rolle spielen und für gesellschaftliche Veränderungen mitverantwortlich sind. Aber schlussendlich bin ich kein Wissenschaftler, der hier einen zuverlässigen Zusammenhang zwischen Vulkanausbrüchen und dem Klimaverlauf aufzeigen kann. Meine Geschichte ist durch eine kleine Gedenktafel in Heidelberg inspiriert worden. Diese erinnert an das grösste Hochwasser des Neckar und beschreibt eine direkte Verbindung zu dem Ausbruch des Laki-Gigar auf Island. Lg, Michael
Ist ja tatsächlich ein ganz interessantes Thema, das, wie ich merke, zu immer mehr spannenden Fragen führt – und alles aufgrund einer kleinen Gedenktafel, die Du dankenswerter Weise aufgegriffen hast! Das könnte sein, dass der Mangel an Zugtieren die Einführung der Dampfmaschine befördert hat – schließlich sind Investoren in der Regel nicht so schnell bereit, das Risiko in Kauf zu nehmen, für eine in der Praxis unerprobte, technische Innovation ihr Geld auf den Tisch zu legen.
Über die Brücke hinaus ist das ein toller Beitrag über Zusammenhänge und Auswirkungen von Klimaveränderungen.
Hallo puzzle-…blume, herzlichen Dank über die Brücke zurück. Als ich über die unglaublichen Weiten der Vulkanlandschaft staunte, hatte ich keine Vorstellung, dass irgendein Ereignis in Island, je eine Auswirkung auf uns haben könnte. Lg, Michael
Der Wikipedia-Eintrag zur sogenannten “Kleinen Eiszeit” ist da sehr interessant.
Das “finstere Mittelater” in Europa und seine geistige Finsternis sollen durchaus klimabeeinflusst sein. Und was das angeht, befinden wir uns gerade, auch wenn es diesmal menschenverursacht ist, unter vergleichbaren Umständen.
wow also das mit der Brücke wissen wahrscheinlich nicht mal die meisten Bewohner von Heidelberg. Ich habe auch noch nie davon gehört aber gerade deshalb ist es um so interessanter !!!!
Eine kleine, unscheinbare Gedenktafel in Heidelberg, welche auf den Laki-Vulkanausbruch hinweist, hat mich darauf gebracht. Da ich den “Auslöser”, das Laki Vulkangebiet in Island besucht habe, musste ich die Bilder der alten Brücke mit den Laki-Vulkankegel unbedingt verknüpfen. Danke & Lg, Michael