Die Belagerung von Dunboy Castle

Im zweiten Teil  erzähle ich Euch eine weitere Geschichte, welche sich hier an diesem romantischen, verlassenen Ort in der Bucht von Berehaven zugetragen hat. Im ersten Teil habe ich davon erzählt, dass am gleichen Ort sich in jüngster Zeit Finanz-Manager unglücklich machten, die das Gespensterschloss der Familie Puxley in ein heute leerstehendes Luxushotel umgewandelt haben. Doch schon 100 Jahre bevor mit dem Bau von Puxley Manor begonnen wurde, brachte dieser Ort einer weiteren Familie den Ruin. So erzähle ich die Geschichte der Familie O’Sullivan Bere, der Belagerung von Dunboy Castle und einer Flucht, die in Irland als heroisch gilt.

Dunboy Castle West Cork Ireland

Kaum ein Steinwurf vom Platz wo heute das Gespensterschloss Puxley Manor steht, wurde im 14. Jahrhundert mit dem Dunboy Castle ein wichtiger Stützpunkt aufgebaut. Von hier regierten der Clan der O’Sullivan Bere. Die Clan Chiefs kämpften über zwei Jahrhunderte gegen die Briten um ihre Freiheit. So auch Donal Cam O’Sullivan Bere, der 1601 die irischen Clans zusammenrufte. Diese Clans bliesen zusammen mit 4000 Spanischen Soldaten zum grossen Angriff gegen die Truppen von Königin Elisabeth I.  Der Angriff endete in einem Desaster. In der Schlacht von Kinsale wurden die Spanier und Iren vernichtend geschlagen. Der Rädelsfüher Donal Cam O’Sullivan Bere entkam und konnte zurück auf seine Festung Dunboy Castle fliehen. Die Engländer gaben nicht auf, verfolgten den Clan Chief bis in seine Heimat.

Dunboy Castle Ireland Castletownsberehaven

O’Sullivan Bere handelte strategisch. Er liess 143 seiner besten Leute zusammen mit einem erfahrenen Kommandanten auf der als unbesiegbar geltenden Befestigung zurück. Er selber zog sich rechtzeitig auf Dursey Island an der Südküste zurück.  Allerdings rechnete O’Sullivan Bere nicht, dass die Engländer über neue Kriegstechnik in Form von starken Kanonen verfügten. Damit beschossen die Engländer die Festung während 10 Tagen ununterbrochen und beschädigten diese schwer. Die Belagerten erkannten, dass der Sieg der Briten unabwendbar war. Das Kapitulationsangebot der Belagerten wurde abgelehnt – es kam zur grausamen Schlacht Mann gegen Mann. Am 18. Juni 1602 der Showdown: Die Briten stürmten die Festung. Der schwer verletzte Kommandant der Iren versuchte noch das Castle, sich und seine Leute in die Luft zu sprengen. Die Briten kamen ihm kurz zuvor. Die Überlebenden wurden sofort hingerichtet, keiner der 143 Iren überlebte.

Was von der Festung noch übrig war, wurde gesprengt. Geblieben sind die Überreste, welche man heute vor Ort noch besichtigen kann.

Einer fehlte noch –  Donal Cam O’Sullivan Bere! Die Engländer suchten ihn auf Dursey Island. Dieser konnte zusammen mit der Familie von der Insel fliehen. Die Briten waren so erzürnt, dass sie alle Männer der Insel in eine Kirche sperrten und sie darin lebendig verbrannten. Die Kampftruppen fesselten die Frauen und Kinder und warfen diese grauenvoll über die Klippen ins Meer.

Donal Cam O’Sullivan Bere versuchte sich zu Rächen und führte während einer kurzen Zeit einen aussichtslosen Guerilla Krieg gegen die Briten. Irgendwann musste er aufgeben. Im extrem kalten Winter des Jahres 1602 machte er sich mit seinen verbliebenen Truppen auf in den Norden, wo er auf Unterstützung der freien Clan Chiefs hoffte. Viele von der schweren Zeit gezeichneten Menschen schlossen sich den Soldaten des Clan Chiefs an. So versuchten über 1000 Menschen hungernd und frierend in den Norden zu kommen. Die meisten gaben unterwegs auf, so dass O’Sullivan Bere nur noch mit einer handvoll Begleiter im freien County Leitrim eintraf.

O’Sullivan Bere flüchtet weiter von Leitrim nach Spanien. In der spanischen Armee macht er schnell Karriere und wurde General. Im Jahr 1613 wurde er von einem Briten in Madrid getötet.

Donal Cam O’Sullivan Beare, Prince of Beare, 1st Count of Berehaven Bild by McCarthy, Montana (Public Domain, Wikipedia)

Damit endet einer der tragischsten Geschichte der irischen Geschichte. Es blieb vor allem die Belagerung von Dunboy Castle und „O’Sullivan Beare March“ in tiefer Erinnerung.

Heute kann man „O’Sullivan Beare March“  nachwandern. Irlands längster Wanderweg führt von der Beara-Halbinsel bis nach Blacklion in Co. Cavan. (The Beara Breifne Way)

Auch wer für Geschichte nicht viel übrig hat, der Besuch von Dunboy Castle lohnt sich. Es ist ein wunderschöner Ort und bietet eine herrliche Aussicht auf die Bucht und die gegenüberliegenden Bergen.

 

Berehaven West Cork Dunboy Castle Puxley

Quellen: Info-Tafeln vor Ort, Wikipedia (Neunjähriger Krieg, Irland)

Michael’s Beers & Beans ist ein Hobby-Blog und nicht kommerziell. Ich bin ein fotografischer Geschichtenerzähler, erzähle was ich auf einer Reise so aufgeschnappt habe. Dieser Post ist in Ergänzung zu meinen Bildern als Small Talk, Gedankenaustausch und Plauderei zu verstehen, hat daher weder den Anspruch vollständig, noch komplett aktuell zu sein. Alle Informationen sind ohne Gewährleistung auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Um sich in ein solches Thema zu vertiefen, empfehle ich unbedingt weitere Quellen zu überprüfen.

Besuch / Bilder Herbst 2017

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