Schloss Arenenberg – ein Blick ins Badezimmers eines Kaisers

Eine Badewanne als Sensation? Für die Archäologen und Restauratoren auf dem Schloss Arenenberg war der Fund der kaiserlichen Badewanne jedenfalls sehr bedeutend. Vor einigen Jahren stiess man bei Renovierungsarbeiten auf Reste des kaiserlichen Badesaal. Heute präsentiert sich das Kaiserbad in renoviertem Zustand den Besuchern.

Heute präsentiert sich das Kaiserbad wieder fast im originalen Zustand.

Schloss Arenenberg besteht einerseits aus dem kleinen Schloss mit den Repräsentationsräumen, andererseits aus einem, grossen Wirtschaftsgebäude, in dem heute das Bildungs- und Beratungszenturm Arenenberg untergebracht ist. Früher war dort der Prinzenflügel – und genau dort stiess man vor einigen Jahren bei Renovationsarbeiten auf unerwartete Funde.

Neben einem Badeofen und den Fundamenten eines Küchenherdes entdeckten sie am südlichen Ende des Flügelgebäudes einen „Kaiserlichen Badesaal“. In dem 20 Quadratmeter grossen Raum legten sie eine farbig gefasste Stuckdecke, Reste der Wandbemalung und Täfelung sowie einen Sandsteinfussboden frei. Zentrum der Entdeckung ist ein drei Meter langes, 1,3 Meter breites und 1,2 Meter tiefes Tauchbecken. Das Kopfende des Tauchsbades ziert eine Kachel mit in Relief gefertigtem, gekröntem Adler. Dieses Bad liess Königin Hortense für ihren Sohn Prinz Charles Louis Napoléon Bonaparte Mitte/Ende der 1820er Jahre hier einbauen.

Anhand eines erhaltenen Malerbuches, dem Rechnungsbuch eines 1855 mit der Renovierung beauftragten Handwerkers, und der Inventare von Schloss Arenenberg wurde der Saal mit dem Kaiserbad wieder aufgebaut.

Das originale Badmobiliar blieb in den Sammlungen des Napoleonmuseums erhalten und ermöglichte daher eine tolle, weitgehend vollständige Rekonstruktion.

Hoch über dem Südufer des Untersee prangt das Thurgauer Schlösschen Arenenberg.
Das Kaiserbad liess Königin Hortense für ihren Sohn Prinz Louis Napélon Mitte/Ende der 1820er Jahre hier einbauen. (Der Prinz wurde später Kaiser Napoléon III von Frankreich)
Der vergoldete kaiserlich-französischen Adler sowie die weiss glasierte Keramik der Wanne erweckte der Anschein von höchstem Luxus. Die Imitation von Porzellan wurde bewusst verwendet, früher galt Porzelln als kostbares „weisses“ Gold.
Die original erhaltene Möblierung zeit wie wohnlich der Badesaal früher gewesen ist. Das Geländer scheint früher goldig gewesen zu sein, das Original ist aber verschwunden.
Die Installationen des Bades war im beginnenden 19. Jahrhunderts absolut „Hightech“. Fliessendes kaltes Quellwasser wurde aus Druckleitungen direkt in das Becken geleitet. Wasser wurde in einem Heizofen im angrenzenden Raum aufgeheizt. Es gab ein vergoldeter Wasserhahn für warmes und einen für kaltes Wasser.
Solche Badezimmer oder vielleicht besser „Wellness Oasen“ in dieser Form und Ausstattung aus dieser Zeit sind sehr selten. Dies konnten sich wirklich nur Könige und Kaiser leisten. Bekannt ist ansonsten nur noch eine fragmentarisch erhaltene Terracotta-Wanne im Schloss Glienicke in Berlin. Dort ist aber das von Karl Friedrich Schinkel geplante Bad und seine Technik verloren gegangen.

Hinweis: Am 1. Mai wird auf dem Schloss Arenenberg die Sonderausstellung «Wir waren auch dabei» – Männer aus der Schweiz und das Konstanzer Regiment Nr. 114 im Krieg 1914 – 1918 eröffnet. Dies dauert bis zum 11. November 2018: «Wir waren auch dabei» 

Ein weiterer Post vom Schloss Arenenberg – über die vergangene Ausstellung „Eine Königin macht Dampf – Zeitenwende am Bodensee“ findest Du hier.

Quellen: Infotafel vor Ort, Homepage Napoleonmuseum Arenenberg

Das Tauchbecken, welches bei Renovationsarbeiten zum Vorschein gekommen ist. (Foto: Amt für Archäologie Kanton Thurgau)

Michael’s Beers & Beans ist ein Hobby-Blog und nicht kommerziell. Ich bin ein fotografischer Geschichtenerzähler, erzähle was ich auf einer Reise so aufgeschnappt habe. Dieser Post ist in Ergänzung zu meinen Bildern als Small Talk, Gedankenaustausch und Plauderei zu verstehen, hat daher weder den Anspruch vollständig, noch komplett aktuell zu sein. Alle Informationen sind ohne Gewährleistung auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Um sich in ein solches Thema zu vertiefen, empfehle ich unbedingt weitere Quellen zu überprüfen.

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