Sonntags Abend auf der geilen Meile

An diesem Sonntagabend sieht die Reeperbahn ganz anders aus, fast friedlich. In Hamburgs lautester Strasse ist an diesem eisigen Abend wenig Partyvolk und Trunkenheit. Und genau darum bin ich hier. Bei unserer geführten Kurz-Reise zur Elphi hatten wir am Sonntag Abend ein “freies” Zeitfenster. Dies wollte ich nach dem Abendessen nutzen um das eine oder andere Fotomotiv aufzuspüren. Abgesehen hatte ich es auf die Leuchtreklamen, auf die Lichtstimmungen der berühmt-berüchtigten Reeperbahn.
Hier stehe ich auf unsicherem Terrain, gar nicht meine Welt. Zudem mit der Kamera mitten in dieser Umgebung aus käuflichem Sex, Drogen und Kriminalität? Zum Glück war in dieser eisigen Winter-Nacht an einem Sonntag nicht viel los. Eigentlich gar nichts los. Einige Obdachlose, die der Kälte trotzten. Ein paar einsame Besoffene, zwei aufgetakelte Russinnen. Wenig Partygänger, kaum Touristen. Ich atmete durch, kaum jemand beachtete meine Motivsuche.
Auf meinem Streifzug realisierte ich, dass die vielen farbigen Lichter und Leuchtreklamen dieser Gegend die harte Wirklichkeit nimmt. Daher entschied ich mich für die Schwarzweiss-Fotografie.
Nach meinem Streifzug durch den Kiez ging es noch auf ein Bier, kam so mit den wenigen Leuten in einer Bar ins Gespräch. “Die Reeperbahn sei heute eigentlich nur noch eine Partymeile.” erzählte mir ein Gast. “Klar gebe es noch Billig-Sex und die Stammplätze der Prostituieren an der Davidstrasse und am Hans-Albers-Platz. Doch die Gegenwart wäre wohl eher um acht ins Theater, Musical oder Konzert, um zehn zum Vorglühen in eine Bar, um halb eins in die Disco – Party ohne Ende.”
Die bunte Welt der Unterhaltung drängt an der berüchtigten Reeperbahn das Rotlicht gerade mächtig zurück. Vielleicht habe ich die eine oder andere “alte Ecke” noch gesehen, bevor der alte Kiez ganz verschwindet.
Bewusst habe ich Fotos für diese Serie ausgesucht, die eine ausgestorbene Reeperbahn zeigen – ganz klar untypisch für die sündige Meile.
Es war tief in der Nacht als ich durchgefroren zusammen mit meiner Begleitung ins Hotel zurückkehrte. Und irgendwie froh, wieder in der “normalen” Welt dieser schönen Stadt zu sein.
So sind folgende Impressionen entstanden:
Sonntags Abend auf der geilen Meile
Bilder Februar 2018
Ist schon viele Jahre her, als ich mal in Hamburg, auch auf der Reeperbahn war und hab da auch nur sehr schöne Erinnerungen daran. Auch damals in Verbindung mit dem Musical Cats und der schönen Hafenrundfahrt.
Deine Bilder davon sind sehr schön und interessant. Wäre wohl doch nochmal einen Besuch wert.
Liebe Grüße von Hanne
Es gab eine Zeit, da war ich öfters geschäftlich in Hamburg, gesehen habe ich allerdings nicht wirklich viel. Aber ich freute mich immer auf ein Tripp in Hamburg. Und jetzt als Tourist hatte ich einmal Zeit für Elbphi, Elbe, Alster, Reeperbahn und Co.! Aber klar, es gibt noch so viel mehr in der Elbmetropole zu entdecken, dier LifeStyle dieser Stadt hat schon etwas … LG, Michael (P.S: Musical Cats führte mich damals nach Wien …)
War selbst mal dort aber ist bestimmt schon 20 Jahre her und da hat sich viel getan !
Die Davidswache habe ich sofort wieder erkannt ! Toll die Aufnahmen in s/w zu sehen .
Auch an die Herbertstrasse kann ich mich noch erinnern !!!! Wie es heute dort zugeht weiß ich nicht aber du hast es ja beschrieben !!!
Hallo Manni, Danke & schön, wenn hier noch Erinnerung mit dabei sind. Aus meinen Bildern kommt nicht heraus wie sehr sich St. Pauli und die Reeperbahn anscheinend verändert. Gleich am Beginn der Reeperbahn am Millerntor signalisiert der Hochhaus-Komplex “Tanzenden Türme”, wie sehr sich der Kiez auch optisch verändern hat und wird. Ein Bummel über die Reeperbahn gehört für die meisten Hamburg-Touristen zum Pflichtprogramm, daher ist es dort heute vermutlich noch . LG, Michael
vielen Dank und ein bischen sind schon Erinnerungen wachgeworden. Als Touri sollte man schon die Reeperbahn in Hamburg mal gesehen haben !!!
Tolle Sammlung vom Kiez! In s/w hab ich das lange nicht gesehen.
Für uns Hamburger ist die Reeperbahn ja ein oller Hut (eher so ‘gähn’ :D), ich war da nie oft, nicht wegen weil das ein ‘rotes Viertel’ ist, sondern weil das Viertel überfüllt ist mit Busladungen von Touristen, Partymäusen, Leuten, die schon besoffen aus der sBahn steigen und jeder Menge Lärm. Das ein oder andere gute Konzert lässt sich dort finden, zum Trinken geht man eher woanders hin, Tanzen kann man dort an verschiedenen Stellen und irgendwie ist das doch mehr so ein ‘Miniaturwunderland’ zum Staunen fpr nicht Großstädter… ich glaube, das war mal anders. Aber die Dinge vergehen, wandeln sich. Auch hier.
Deine Bilder gefallen mir aber. Manchmal ist der fremde, skeptische Blick total klasse, um nochmal anders scheinbar Bekanntes zu entdecken.
Hallo Andrea, als typisch “Hamburg” habe ich das bekannteste Stadtviertel Deutschlands selber dann auch nicht empfunden, aber Du hast Recht, es passt irgendwie in eine richtige “Big-City” rein. Wir haben in Zürich die Langstrasse, ein legendäres Rotlichtmilieu (natürlich viel übersichtlicher als die Reeperbahn), welches schon lange zu einem der beliebtesten Viertel der Stadt avanciert ist. Bei den Touristen steht dieses “Kult-Viertel” ganz oben auf der Liste. Obwohl ich im Alltag viel in der Stadt bin, gehe ich dort eigentlich sehr selten hin. Dabei habe ich einmal im gleichen Stadtkreis gewohnt. Mein Blick durch die Kamera in St. Pauli war anfänglich durch ein vorgefasstes Bild dieses “geschichtsträchtigen” Viertels verklärt, durch die s/w Aufnahmen konnte ich mich etwas davon lösen. Für Dein Feedback einfach vielen Dank, war gerade ein “Ufsteller”! Liebe Grüsse nach HH, Michael
Was ist denn ein ‚Ufsteller‘? 😉
Salut Andrea, wenn Dir jemand eine gute Nachricht überbringt (oder sonst was gutes tut), dann “stellt Dich das uf”. Im “Schweizer Hochdeutsch” brauchen wir daher auch das Wort “Aufsteller” für eine gute Nachricht. Also Dein Feedback hat mir einfach Freude gemacht, daher war es gerade für mich ein “Ufsteller”. Ich wünsche Dir ” e ufgstellti Wuuche” 😉 & LG, Michael
Aaah, verstehe 😉 Das freut mich wiederum dann auch! Und ich wünsche dir ebenfalls eine weitere gute Woche! Ahoi, Andrea