Die Geschichte des irischen Whiskey

Whiskey, Malts und Blends – Irlands flüssiges Gold (2)

Die Iren sind ganz klar der Meinung, den Whiskey erfunden zu haben. Viel spricht eigentlich auch dafür, denn die älteste lizenzierte Whiskey-Brennerei der Welt, Bushmills aus dem Jahre 1608, befindet sich in Irland. Auch die Geschichtsbücher berichten davon, dass keltische Mönche die Herstellung von destilliertem Malzbräu über Irland nach Schottland gebracht haben.

In diesem Kapital meiner “Blog-Whiskey-Tour” nehme ich Euch etwas mit in die irische Vergangenheit.

In meiner “Blog-Whiskey-Tour” gibt es viel spannendes zum Thema Irish Whiskey:

Teil 1: Whiskey, Malts und Blends – Irlands flüssiges Gold

Teil 2: Die Geschichte des irischen Whiskey

Teil 3: ein paar persönliche Verkostungsnotizen

Teil 4: Etwas über die Herstellung von irischem Whiskey

Die Geschichte des irischen Whiskey

Dass die Iren den Whiskey erfunden haben sollten, damit sind die Schotten natürlich gar nicht einverstanden. Dagegen halten diese mit einer Urkunde aus 1494, auf der ein Verkauf von Gerste zur Whisky-Produktion verbrieft ist. Schlussendlich scheint aber die „Mönchstheorie“ fundiert zu sein und gibt den Iren recht, den Whiskey erfunden zu haben.

Übrigens wurde noch im 18. Jahrhundert in Schottland hauptsächlich irischen Whiskey getrunken.

Bilder NS (687)

Die Erfindung des heute beliebten „Blended Whiskey“ führt einem ebenfalls nach Irland. Denn dies war anfänglich ein Trick um die „Malzsteuer“ zu umgehen, die vom irischen Staat erhoben wurden. Man verwendeten gerade einmal soviel Gerstenmalz zur Whiskeyproduktion, wie unbedingt nötig war. Als restliche Zutaten verwendeten die Brenner Weizen oder Mais, welche sie aus Amerika importierten und nicht den Steuern unterlagen.

Ein weiterer grosser Meilenstein war, als dieser „Blend“ in Pot Stills (Brennblasen aus Kupfer) gebrannt wurde und diesen Whiskey sehr beliebt machte. Heute gilt dieses Verfahren als sehr aufwändig und ist nur bedingt für die Massenproduktion geeignet. Heute wird in Irland fast nur Pot Still Whiskey hergestellt. Pot Still Whiskey entsteht, indem gemälzte und ungemälzte Gerste in kupfernen Brennblasen gemeinsam destilliert werden und dann gewöhnlich in Eichenfässern reifen.

Die USA und England wurden in der Folge ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Hauptabsatzländer.

Dann begann der Niedergang des Irish Whiskeys. In Schottland wurde ab ca. 1840 billige Blends industriel (Coffey still, kontinuierliche Destillation) hergestellt und der Markt damit überschwemmt. Man darf nicht vergessen, dass in dieser Zeit – gerade auch in Irland – Unmengen von Whiskey und Bier getrunken wurde. Es gibt Angaben, dass in dieser Zeit die männliche,  erwachsene Bevölkerung jährlich mehr als 100 Liter Whiskey getrunken haben soll. Ob dies stimmt ist fast zweitrangig – Fakt war, das in dieser sehr harten Zeit eine fast kollektive Trunksucht der Männer bestand.

Kollektive Trunksucht in Irland

Aufgrund der harten Zeit einerseits, und der Trunksucht andererseits verloren viele Familien ihren Broterwerber. Daher setzten sich vor allem die Frauen zusammen mit der Kirche gegen den Whiskeykonsum ein. Auch in USA – dort führte diese Bewegung schlussendlich zur Prohibition von 1919 bis 1933.

Donegal2014 (357 von 429)

Damit brach der Markt in USA, aber auch in England ein. Die vielen kleinen Privatbrennereien wurden dezimiert. Dazu kam noch, dass 1937 die Republik Irland faktisch aus dem Commonwealth austrat. Dies hatte zur Folge, dass die irischen Brennereien in den wichtigsten Märkten zusätzlich noch sehr hohe Importzölle bezahlen mussten – im Gegensatz zu den schottischen Herstellern.

In den 1950er Jahren stellten dann so berühmte Brennereien wie Tullamore und Kîlbeggan die Produktion endgültig ein.

Bilder NS (72)

1966 schlossen sich eine Handvoll verbliebener Brennereien unter dem gemeinsamen Dach der Irish Distillers Group zusammen und produzierten nur noch an dem einzigen Standort in der Stadt Midleton im Süden Irlands. 1970 schloss sich auch die Brennerei Bushmills aus dem Norden von Irland an und liess den Whiskey ebenfalls in der Midleton Distillery produzieren. Die Talsohle war erreicht.

eine Handvoll verbliebener Brennereien vereinigten sich zur Irish Distillers Group

Auch die grossen Marken wie Powers und Jameson, für die Dublin an der Ostküste so berühmt war, mussten ihre Brennereien schliessen. Viele weitere Marken starben aus und nur wenige konnten nach gleichem Rezept auf den “fremden” Destillationsgeräten in Midleton weiter produziert werden. Auf diese Weise überlebte wenigstens ein ganz kleiner Teil der ehemaligen Whiskey-Weltmacht.

Irgendwann 1988 kam dann noch der grösste Schlag für Irland als Whiskey-Land. Irish Distillers Ltd. wurde an den französischen Konzern Pernod Ricard verkauft. Keine einzige irische Whiskey Brennerei befand sich mehr in nationaler Hand. Auch die Marken Paddy und Powers, sie stehen für den irischen Whiskey schlechthin, gehörten auf einmal Ausländern! Heute muss man aber – auch in Irland – erkennen, dass genau dies die Rettung für die irische Whiskey Industrie bedeutete. Pernod Ricard investierte, führte ein sehr gutes Marketing ein und baute das Geschäft international deutlich aus. Dank Pernod Ricard steht heute der irische Whiskey weltweit wieder sehr gut da. Im Sog der grossen Marke Jameson konnte sich in Irland inzwischen auch irische Brennereien wieder etablieren. Die erste „echte“ irische Brennerei war Cooley. Cooley produziert heute die Spezialitäten Connemara, Tyrconnell und Locke’s Single Malts. Und Cooley hatte Erfolg – seit 2009 produziert man in der ehemaligen Brennerei mit zwei Pot Stills wieder Malt Whiskey.

Das Revival des irischen Whiskey’s

Heute erfährt der irische Whiskey ein richtiges Revival – so kommen immer mehr „kleine“ Marken auf den Markt. Beispielhaft ist Teeling welcher mit hoher Qualität auf dem Markt ist. Namen wie St. Patrick’s Distillery, The Irishman, The Quiet Man Whiskey, The Wild Geese und Writers Tears sind heute mit eigenen Produkten auf dem Markt. Vor zwei Jahren bin ich in Skibbereen zum ersten Mal einem Whiskey der Brennerei West Cork Distillery begegnet – es war eine Freude diesen zu versuchen!

Teeling Whiskey aus Dublin

Die Familie Teeling brachte vor kurzem den Whiskey nach Dublin zurück. Früher – vor dem Niedergang der irischen Whiskey-Produktion –  war Dublin fast der Mittelpunkt in der Whiskey-Produktion und gelangte zu Weltruhm.

An den Teeling Whiskey habe ich mich erst seit kurzem etwas „rangewagt“ und entwickle mich so langsam zum richtigen Fan für diese Whiskeys.

Der klassische Teeling Irish Whiskey wird im Small Batch Verfahren hergestellt und in Rumfässern nachgereift. Mein Eindruck: Ein komplexes Aroma und ein herrlicher Geschmack sind das Ergebnis der Abfüllung, die ohne Kühlfiltration in die Flasche kommt.

Ein Farbklecks wurde zur Marke

Eine schöne Tradition wurde inzwischen wiederbelebt – die Whiskey’s Red Spot, Yellow Spot und Green Spot. Diese Tradition geht auf das Jahr 1805 zurück, als die Mitchells ihren Wein- und Süsswarenhandel in der Grafton Street in Dublin eröffneten.

1887 erweiterten sie ihren Geschäftszweig und liessen in der benachbarten Jameson Distillery leere Weinfässer mit New Spirit füllen. Der reifte dann in den verzweigten Kellern unter ihrem Gebäude und den Dubliner Strassen zu Whiskey heran. Eine Kennzeichnung durch einen Farbklecks auf den Fässern unterschied sie hinsichtlich der Länge der vorgesehenen Lagerzeit und das wurde zum Markenzeichen der Mitchell-Whiskeys: Blue Spot lagerte 7 Jahre, Green Spot 10 Jahre, Yellow Spot 12 Jahre und Red Spot 15 Jahre.

Wird der Brexit die irische Whiskey-Nation wieder teilen?

Bushmills gilt als älteste lizenzierte Whiskey-Brennerei der Welt, welche allerdings in Nord-Irland liegt und somit zu Grossbritannien gehört. Aber der Whiskey ist “irish”. Lange Zeit war Bushmills Whiskey der einzige Whiskey aus Nordirland, doch auch hier sind Unternehmer drauf und dran, den anhaltenden Boom auf dem Spirituosenmarkt auszukosten und neue Marken zu entwickeln.

Donegal2014 (345 von 429)

Beim bevorstehenden Brexit kommt die Frage nach Zöllen auf. Wird die EU Zölle, und insbesondere auf schottischen Whisky, erheben? Dies würde dann auch die irische Whiskey-Brennerei Bushmills betreffen. Bushmills ist übrigens auch in der Rebuplik sehr beliebt, würde sich dort aber dann wesentlich verteuern. Die Geschichte des irischen Whiskey geht weiter …

Tipp: Whiskey Trail

Gibt es eigentlich einen Whiskey Trail – eine Route durch Irland auf den Spuren des irischen Whiskey? Unter https://whiskeytrail.ie/ findest Du viele Touren und Möglichkeiten den irischen Whiskey vor Ort zu entdecken.

Und im nächsten Post …

Im nächsten Post habe ich ein paar Verkostungs-Notizen und eine Übersicht über die Brands zusammengestellt. Am Schluss dieser Serie dann noch ein umfassender Post über den Herstellungsprozesse des irischen Whiskey.

 Slainte agus Saol Agat!

In meiner “Blog-Whiskey-Tour” gibt es viel spannendes zum Thema Irish Whiskey:

Teil 1: Whiskey, Malts und Blends – Irlands flüssiges Gold

Teil 2: Die Geschichte des irischen Whiskey

Teil 3: ein paar persönliche Verkostungsnotizen

Teil 4: Etwas über die Herstellung von irischem Whiskey

You Might Also Like