Corona Weblog #8: Die Menschen kehren auf die Strassen unserer Städte zurück

Die ersten Geschäfte sind seit gestern wieder geöffnet und die Menschen kehren langsam auf die Strassen unserer Städte zurück. Darüber ist die Freude bei mir verhalten, es ist eher das Gefühl, dass wir alle aus einem Alptraum herauskommen, langsam und mit sehr kleinen Schritten. Jedoch ist bei mir eine Erleichterung und Dankbarkeit spürbar, dass meine Familie, Freunde und ich am Leben und gesund sind.
Die wochenlange “Gefangenschaft” wurde seit gestern gelockert. Eine “Gefangenschaft” die dazu geführt hat, den Coronavirus in der Schweiz einzudämmen. Vermutlich leben viele von uns inzwischen in einem engen Umfeld relativ sicher vor dem Virus und können sich kaum noch anstecken. Wenn wir weiterhin vorsichtig bleiben.

Wir haben den ersten Teil der schlimmsten Krise, welche die moderne Schweiz je durchlebt hat, hinter uns. Doch bewältigt haben wir die Krise noch nicht, hier steckt viel Arbeit und ein langer Weg vor uns – für jeden einzelnen in diesem Land.
Besonders in der Stadt Zürich spüre ich nach Wochen der Abrieglung, dass das Leben zurückkehrt. Gestern öffneten Coiffeure, Autowaschanlagen, Baumärkte und andere wenige Dienstleistungen. Restaurants und Bars bleiben weiterhin geschlossen, trotzdem gibt es wieder den Anschein einer Grosstadtatmosphäre.
Was sich da gerade entwickelt, ist nur scheinbar die Normalität von gestern. Unfassbar spüre ich, dass sich die Struktur unseres Lebens selbst bereits verändert hat. Die Zukunft schon in eine andere Richtung geht.
Was mich betrifft, habe ich während diesem Teil der Krise weitgehend durchgearbeitet, was mir geholfen hat, manchmal auch alles etwas zu verdrängen. Zudem hat sich “work at home” als gutes Mittel zur Erfüllung meiner Aufgaben erwiesen. Den ganzen Tag führe ich Telefonate und Videokonferenzen. Mit meinem Team verbringe ich “virtuell” viel Zeit, was früher im Non-Stopp-Büroalltag nicht möglich gewesen war. Diese erzwungene Zeit hat uns ermöglicht vieles weiterzuentwickeln und Feinabstimmungen – auch in digitalen Themen – zu erarbeiten. Wir sind bereit, viele Aufgaben weiterzubringen, wenn die Krise vorüber ist.
Die Kehrseite der Medaille ist der Mangel an sozialer Interaktion, an temperamentvollen Gesprächen oder professionellen Argumenten am runden Tisch, die so oft zu Lösungen führen. Auch wenn ich nur national unterwegs bin, ist die fehlende Reisemöglichkeit für mich sehr einschränkend. Obwohl ich erkennen muss, dass es früher vielleicht doch zu viele Aussentermine waren.

Meine Konsumsehnsüchte sind überraschend bescheiden geblieben. Erst wenn ich an einem geschlossenen Café vorbeikomme, dann wird mir bewusst, wie schön es jetzt wäre in der Sonne zu sitzen und einen Espresso zu trinken. Und ein weiterer Wunsch entwickelt sich leise, irgendwann möchte ich in meinem Kreis eine Feier geben, eine Feier die als Restart in mein neu geschenktes Leben steht!
Die letzten Corona-Wochen sind zur Routine geworden. Genauso wie das tägliche Überfliegen der Infektionszahlen. Natürlich waren da die Isolations-Wochenende. Hier habe ich mir die Energie geholt: genug geschlafen, Spaziergänge und die Zeit die ich auf unserer Terrasse bei fast sommerlichen Temperaturen verbracht habe. Wir haben gebacken und gekocht. Die Zweisamkeit geniessen können. Und tatsächlich steht über vielem die Nähe meiner Frau, die mir geholfen hat mit allem einfach besser zurechtzukommen.
Vielleicht stehen wir noch am Anfang dieser Krise, daher wäre es vermessen jetzt schon das Ende abzusehen. Aber es scheint wir haben die Talfahrt hinter und der Talboden liegt vor uns.
Euch alles Gute und bleibt oder werdet wieder gesund!
Bilder: MSC (Ausnahme Bild “Herz” von SBA 4/20)