Corona WebLog #9: Der Virus ist noch da – den Lockdown sind wir los

Der Virus ist noch da. Unter uns. Irgendwo. Und doch bewegt sich mein Leben mit grösseren Schritten wieder hin zur Normalität. Gemischt sind meine Gefühle, zwischen Freude und Sorgen. So stelle ich mir die Frage, soll ich dieser neuen Normalität sehr vorsichtig oder mit der für mich eher typischen Gelassenheit begegnen?

Den Lockdown sind wir los – wenigstens fast. Schulen sind aufgegangen, die Restaurants und Läden ebenfalls. Der Verkehr in der Stadt ist zurück. Alles ein grosser Schritt scheinbar in die Normalität. Doch es ist nicht mein Leben von früher – zwei Meter Abstand, Social Distancing, noch mehr Hände waschen, Desinfektionsmittel und teilweise das Tragen von Masken ist in meinem Alltag angekommen. Und es gibt keine Gewissheit – keine Gewissheit ob dies alles so bleibt oder morgen schon wieder alles anders ist.

Die Bilder in den Medien von sterbenden Menschen in unseren Spitälern habe ich fassungslos mitverfolgt, diese sind in meinem Kopf eingeprägt. So reagiere ich in dieser neuen Normalität oft verunsichert: Beobachte die Menschen rundherum, halte manchmal mehr Abstand zu meinen Mitmenschen als wirklich nötig, meide instinktiv belebte Orte. Zwischendurch, wenn mir alles zu eng wird, dann verstecke ich mich hinter einer dieser ungewohnten Masken.

Wo ist die Sicherheit von meinem alten Leben geblieben? Welche Sicherheit? War dies nicht nur ein falsches Gefühl – ist das Leben nicht grundsätzlich endlich, unvorhersehbar, unsicher und abstrakt? Vor der Pandemie wie jetzt in der neuen Normalität?

Die schnelle Öffnung ist ein Risiko – für die Gesellschaft. Für mich persönlich. So kann ein Abendessen in meinem Lieblingslokal oder der Besuch eines Museums ansteckend sein. Gehört aber dieses Risiko nicht einfach zum Leben?

Wichtig scheint, dass ich zu meiner Gelassenheit zurückfinde. Mein „Schneckenhaus“ endlich verlasse und hinaus gehe ins Leben. Es braucht etwas Mut. Und Disziplin: Abstand halten, Hände waschen!

Nehme ich doch die neue Normalität einfach mit einer Art Gottvertrauen, mit meiner Zukunftsgläubigkeit und Gelassenheit an. Und ich versuche wieder den Risiken wie früher mit Augenmass zu begegnen. Denn irgendwann werde ich Sterben, aber jetzt darf ich Leben! Geht uns doch allen so.

Stay well and safe.

Bilder Opernhaus Zürich Mai 2020 – vielen ist es gar nicht so aufgefallen, da in der Stadt Zürich viele Plätze abgesperrt worden sind. Aber für mich ist das rundherum eingezäunte Opernhaus ein Sinnbild der Corona-Krise.

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