Corona WebLog #17: Skifahren

Skifahren ist für mich ein schönes Hobby! Viel Bewegung an der frischen Luft in der traumhaften Welt unserer Berge. Vielleicht bin ich aber eher ein untypischer Skifahrer. Für mich steht die Bewegung und das Naturerlebnis im Vordergrund. Nach einem tollen Wintersporttag gibt es für mich allenfalls noch einen “Hüttenkaffee” draussen auf der Terrasse mit viel Aussicht. Dann die letzte Pistenabfahrt runter ins Dorf. Und zurück direkt ins Hotel. Dort freue ich mich dann auf die letzten Sonnenstrahlen auf dem Balkon, gemütlich noch in einem Buch zu lesen. Später den Tag bei einem schönen Abendessen ausklingen zu lassen.
Verständlicherweise ist dies für viele zu langweilig. Daher ist Wintersport nicht einfach Bewegung an der frischen Luft, was übrigens gesund und “epidemiologisch” unbedenklich wäre. Sondern zusammensitzen in Skihütten, Bars und Après-Ski-Discos, vielleicht mehr noch als Skifahren. Gelernt habe ich, Corona mag keine frische Luft, aber in der kuscheligen Geselligkeit fühlt sich das Virus wohl und bereitet sich schnell weiter aus.

Aus diesem Grund verstehe ich, dass ein länderübergreifender Ski-Lockdown diskutiert wurde. Macht es Sinn die ganzen Massnahmen der letzten Wochen für ein paar Wintersporturlauber aufs Spiel zu setzen? Zudem ist uns allen der Corona-Hotspot Ischgl in Erinnerung, wo Tausende Corona-Infektionen in Europa auf Ski-Urlauber zurückgehen und die Pandemie scheinbar so richtig befeuerte. Schnell geht vergessen, dass während den Wintermonaten auf den Skipisten viele Unfälle passieren und die Verletzten mit dem Helikopter in die Spitäler geflogen werden. Dieses Jahr könnte es sein, dass diese Verunfallten in Spitäler eingeliefert werden, die bereits am Limit laufen.
Dies nicht ungehört gehen die Schweizer Skigebiete trotzdem über die Festtage auf. Es ist aber nicht so, dass der Wintersport in den Schweizer Bergen ganz ohne Schutzkonzept läuft. Im Gegenteil. Vor den Festtagen verschärfen einige Kantone die Massnahmen weiter um die Infektionszahlen zu drücken. Für die Bergregionen wurde ein “Festtagspaket” vom Bund geschnürt, welches den Skiorten sehr strenge Vorschriften auferlegt.
Zwischen Weihnachten und Neujahr dürfen nur eine beschränkte Anzahl von Wintersportler in den Seilbahnen und geschlossen Bahnen transportiert werden. Das tönt harmloser, als es ist. Maskenpflicht auf allen Transportanlagen, auch auf Skiliften. Beim Anstehen gilt Maske und Abstand. Die Skigebiete benötigen zudem ab dem 22. Dezember für den Betrieb neu eine Bewilligung des Kantons. Diese kann auch wieder entzogen werden.
Die Skiorte selber sind aufgefordert die Schutzkonzepte durchzusetzen. Auch hier Maskenpflicht im Dorfkern, Lenkung der Personenströme und Anpassung der Ladenöffnungszeiten. Da und dort vielleicht ein Novum für die Bergorte, wo der Dorfpolizist gewöhnlich bei Regelverstössen noch eine Auge zudrückt.

Warum tun wir uns in der Schweiz so schwer mit der Schliessung der Skigebiete? Weil Skifahren für uns nicht nur ein Wintersport ist, es ist auch ein grosses Stück Kultur dieses Landes. Wir sind alle mit dem Wintersport aufgewachsen. Selbst von der Metropole Zürich ist das nächste Skigebiet in weniger als einer Stunde zu erreichen. So prägen uns die Berge und der Wintersport. Und wir sind überzeugt, dass der Wander- und Skisport viel zu unserer Gesundheit beiträgt.
Dies ist mit ein Grund, dass die Schweizer aller Voraussicht nach über die Festtage Ski fahren können. Und es wird ein Sonderfall in den europäischen Alpen sein. Als Skifahrer scheint mir wichtig, dass es sehr transparente Informationen über die Regeln gibt. Es liegt zudem an den Skigebieten für Vertrauen zu sorgen, dass die Schutzkonzepte funktionieren und sich niemand ansteckt. Allerdings ist dann aber noch völlig offen, wie viele Schweizer sich wirklich über die Feiertage in die Berge wagen werden.
Mir ist das alles tatsächlich zu viel und daher werde ich auf den Wintersport in den Bergen über die Feiertage verzichten. Im Sinne meiner Eigenverantwortung werde ich nicht ein Teil der Masse werden. Stay at home. Skifahren ist ein Hobby und muss jetzt nicht unbedingt sein – für mich. Zur Zeit. Obwohl ich bin überzeugt, dass der Wintersport selbst nicht zu den “Risikosportarten” gehört. Denn Wintersportler befinden sich im Freien an der frischen Luft, Skigebiete bieten viel freien Raum.
Das klappt bei schönem Wetter. Doch was ist, wenn das Wetter umschlägt? Sitzen die Wintersportler weiterhin draussen auf der Terrasse? Dann ist der Andrang in die Hütten vorprogrammiert. Wer erinnert sich nicht an die feuchte, warme und stickige Atmosphäre der Hütten. In diesen ungenügend belüfteten Innenräumen können sich trotz Plexiglas oder Abstand die Tröpfchen und Aerosole ansammeln und im ganzen Raum verteilen. Abstand und Händewaschen nützt da nichts. Zugegeben ist mir dies zu unsicher.

Wird dieser Skiwinter nicht sowieso anders sein? Aufgrund Kapazitätsbeschränkungen und Abstandsregeln der Bergbahnen werden vielleicht weniger Touristen kommen. Das Après-Ski-Geschäft wird einbrechen. Deutschland, Frankreich und Italien werden allenfalls mit ihren Quarantäneregeln die Einreise ihrer Bewohner zu den Schweizer Skigebieten verbieten. Daher könnte es über die Festtage und in der übrigen Wintersaison sehr ruhig in den Skigebieten werden und für jene die es auf die Bretter zieht ungefährlich bleiben.

Trotz allem, ich werde meine Winterferien für den März 2021 buchen. In der Hoffnung, dass ich nach dem monatelangen Lock- und Slowdown die Gelegenheit bekomme in den Bergen Sonne und Luft zu tanken. Sollte ich aber sehen, dass viele der Gäste ihre Eigenverantwortung nicht wahr nehmen und die Corona-Regeln nicht einhalten, dann gehe ich dem Dichtestress einfach aus dem Weg und dafür habe ich eine wunderschöne Alternative: Winterwandern!
Hoffentlich schnellen die Infektionszahlen nach den Weihnachtsferien und Sylvester nicht derart in die Höhe, dass dann die Schweiz in den Lockdown muss. Und die Skigebiete im März wieder geschlossen sind.
Übrigens – meine letzten Skiferien sind im März 2020 exakt auf den Start des Lockdown gefallen und damit ins Wasser!

P.S. Ich muss zugeben, dass meine Gedanken über das Skifahren sich irgendwie unwichtig, fast absurd anfühlen. Natürlich muss das Leben weiter gehen, aber auf der anderen Seite kämpfen viele Covid-Patienten derzeit in den Spitälern mit dem Leben. Oder sterben einen einsamen Tod. Hinterlassen Trauernde, die Schlimmes erlebten. Daher sollte jeder einzelnen von uns zwischendurch in sich hineinhören und fragen, ob das was man tut zu verantworten ist. Auch wenn es erlaubt ist. Deswegen habe ich mich entschieden, meine Gedanken über das Skifahren in Corona-Zeiten trotz der Unwichtigkeit auf meinem Blog zu veröffentlichen.
Hallo Michael, danke für Deine Gedanken. Skifahren ist toll. Auch ich bin damit groß geworden. Meinen Mann habe vor ber 30 Jahren ich beim Skifahren kennengelernt. Seit wir Kinder haben, waren wir nicht mehr Ski fahren. So sehr ich das Meer liebe, die Berge sind toll.
Inge
Hallo Inge, Danke für Deine Anmerkungen. Mir fehlt das Meer richtig fest, ich glaube es ist mein erstes Jahr überhaupt wo ich nicht an einem Meer war. So freue ich mich im Moment an unseren Bergen und träume davon wieder einmal ans Meer zu kommen 😉 Liebe Grüsse Michael