Corona WebLog #25: Ein schönes Leben? Danach?

Wir stecken mitten in der Pandemiekrise und ich realisiere nicht, dass wir gerade das Ende der Globalisierungs-Epoche erleben. Die Verflüssigung von Grenzen, die internationale Mobilität steht seit einem Jahr still. In diesem Albtraum nehme ich solche Veränderungen kaum wahr, zu fokussiert bin ich auf die eigenen Unsicherheiten.
Doch der Übertritt in diese neue Epoche ist unaufhaltsam, ohne „zurück zur Normalität“. Die neue Epoche beginnt leise und überschreitet keine scharfe Grenze. Eingeläutet von einem Virus sowie einem Impfstoff dessen Entwicklung ein Grosserfolg ist, der weltweit Millionen Leben retten wird.
Geimpft werden die Menschen zurückdrängen in die scheinbar „alte Normalität“ und bald erkennen, dass diese zu schnell, zu überhitzt und zu dicht ist. Der Virus wird uns abbremsen und uns in unseren Erwartungen für die Zukunft vorerst enttäuschen. Weil er ist schneller. Es liegt auf der Hand, dass es gerade in ärmeren Regionen zu unkontrollierbaren Mutationen kommen wird. Die Impfstoffe können gar nicht so schnell weiter entwickelt, produziert, transportiert und verimpft werden. Der Virus wird weiter dominieren.
Trotz Impfung und neue Medikamente werden wir nochmals kurze Zyklen von Ausbrüchen und Eindämmungen, Shutdowns und Lockerungen erleben müssen. Danach kommt der Punkt für einen neuen „way of life“.

Können wir ein schönes Leben führen? Danach?
Der Weg in ein neues, anderes schönes Leben wird geprägt sein von einer Demut gegenüber Fakten und der Bereitschaft aus der Lebenserfahrung heraus sich laufend anzupassen. Viele werden erst noch akzeptieren müssen, dass die eigene Freiheit eingeschränkt wird von der Freiheit des anderen. Und als Teil der Gesellschaft werden wir erkennen, dass die Eigenverantwortung und Disziplin nicht ausreicht. Die Uneinsichtigen werden noch mehr politisches Handeln erfordern und damit Eingriffe weit in unsere Privatsphäre hinein auslösen.

Zu Recht erwarten wir nach der Pandemie eine Kompensation für unser Durchhalten und unseren alltäglichen Kampf in der Bewältigung dieser Krise. Daher wird der Konsum und das Reisen wichtig für ein schönes Leben bleiben. Dies wird uns niemand wegnehmen. Zu einem schönen Leben gehört aber, dass wir nicht blind uns in den Konsum stürzen. Sondern unser eigenes Glück selbstkritisch auf die Auswirkungen auf andere hin abwägen. Die Pandemie hat uns drastisch vor Augen geführt, dass die Natur unsere Individualität einschränkt. Die Erfahrung der eigenen Verletzlichkeit wird unser Leben zudem noch lange prägen.

Akzeptieren wir, dass wir für unser Glück über die Selbstbeschränkung ein Stück unserer Freiheit abgeben müssen. Für ein schönes Leben ist es dies wert.
Das schöne Leben danach wird ein vertrauensvolles Miteinander bedingen, Demut vor den Fakten voraussetzen sowie die Bereitschaft unser Leben zu gestalten ohne andere(s) zu schaden. Es wird uns Spass und Freude bereiten. Es wird uns stärken, damit wir an der Zukunft mitwirken, vielleicht sogar den Klimawandel positiv beeinflussen und umkehren können.
Jeder Übertritt in eine neue Epoche ist vom Wandel geprägt. Die Pest des Mittelalters führte letztlich in die Zeit der Renaissance. Eine Epoche die den Menschen wieder in den Vordergrund stellte.
Schön wärs, aber ich kann an die Vernunftgeleitetheit des Mensche nicht mehr glauben. Was denn wäre der zwingende Grunf für eine derartige Neuorientierung?
Bin vielleicht etwas optimistisch. Wird die Natur irgendwann viele zwingen sich anzupassen? Danke für Dein Feedback. LG Michael