Rothenburg ob der Tauber

Eine mittelalterliche Stadt wie geschaffen für die Fremdenverkehrs-Werbung Deutschlands. Von Touristen schon lange entdeckt. Insbesondere von Amerikanern und den Asiaten. In grossen Massen stürmen diese zeitweise durch diese Stadt. Doch die Corona-Pandemie hat dies geändert. Als wir Rothenburg ob der Tauber besuchten waren eher Individual-Touristen unterwegs, die sich die Stadt anschauten. Einige davon führte die Romantische Strasse (Füssen – Augsburg – Würzburg) hierher.

Rothenburg ob der Tauber ist eine mittelalterliche Stadt par Excellence. Ein zwei, dreitägiger Besuch macht Spass: gemütlich durch die Altstadt bummeln, auf der Stadtmauer laufen, Türme besteigen und einfach das Mittelalter geniessen. Die ganze Altstadt ist fast genauso wie um 1400. Einfach die Autos wegdenken. Leider wurde die Stadt aufgrund eines Irrtums von den Amerikanern in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges bombardiert, mit Brandbomben wurden fast 40% der Altstadt in Schutt und Asche gelegt. Eine Welle der Entrüstung brandete auf, so dass viele Amerikaner, Kanadier und Briten Geld spendeten. Damit gelang es den zerstörten Teil nach alten Vorlagen rasch nach Kriegsende wieder originalgetreu aufzubauen.

Rothenburg ob der Tauber

Im Mittelalter war Rothenburg o.T. eine der wichtigsten Städte im Süden von Deutschland. Bedeutend wie Nürnberg, Augsburg oder München. Heute ist es eine mittelfränkische Kleinstadt im Landkreis Ansbach in Bayern, die an der Grenze zu Baden-Württemberg liegt. 

Zurecht gilt Rothenburg o.T. als einer der schönsten mittelalterlichen Städte der Welt. In der ganzen Altstadt gibt es nur Häuser im mittelalterlichen Stil – ohne jegliche, störende moderne Bauten. Dies macht die Stadt so beliebt als Tourismus-Ziel. Wanderungen im lieblichen Taubertal, Orgelkonzerte, tolle Museen, Märkte bis hin zu dem schönen Weihnachtsmarkt runden einen Besuch ab. Dazu kommen gute Restaurants, viele davon sind so richtig romantisch in mittelalterlichen Gebäuden. 

Rothenburg o.T.  entdecken


Türme, Türme und eine Stadtmauer – rundherum!

Rothenburg o.T. hat insgesamt 6 Stadttore und unzählige Wachtürme – wenn ich mich nicht verzählt habe sind es 26 Türme! Alle Türme sind in die Stadtmauer integriert und über Gänge durchquerbar. Es macht Freude auf der Stadtmauer(n) zu wandern und auf Entdeckung zu gehen. Neben der Bewacherei hatte wohl jeder Turm noch einen Zweck, darüber geben alleine schon die Namen der Türme etwas Auskunft. Oder der Name hat etwas mit der Lage zu tun, wie zum Beispiel der Klingenturm, der direkt an einer abfallenden Schlucht steht, welche die Einheimischen „die Klinge“ nennen. Und schon macht „über die Klinge springen“ einen Sinn. Galgentor, Pulverturm, Henkers Turm, usw. sprechen doch eine eindeutige Sprache – doch es darf auch gerätselt werden. Was hat es wohl mit dem Kummereck Turm, mit dem Weiberturm, dem Faulturm oder dem Sauturm auf sich?

Türme, Türme und eine Stadtmauer - rundherum!


Plönlein

Eine der meist fotografierten Stellen Rothenburgs – irgendwie aber auch Sinnbild für die Schönheit der ganzen Stadt. Heute der Platz für Selfies und Influencer – allerdings so neu ist dies nun auch nicht, denn schon in früheren Jahrhunderten standen hier die Maler mit ihren Staffeleien.

„Plönlein“ ist verfränkischtes Latein (planum = eben). In diesem Stadtteil gibt es eine ebene Fläche, was es übrigens an vielen anderen Stellen Rothenburgs auch gibt.

Plönlein nachts


Grosses Kino

Harry Potter in Rothenburg ob der Tauber? Wenn auch nur in einer kurzen Sequenz und ziemlich verfremdet wurden die Gassen dieser Stadt in einem dieser erfolgreichen Filme („Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“) als Kulisse genutzt. Harry Potter steht in einer Reihe zahlreicher Produktionen welche die mittelalterliche Kulisse von Rothenburg o.T. als Schauplatz wählten. Einer der berühmtesten Kinofilme war das Hollywood-Filmmusical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ produziert von Disney. So fuhr das legendäre Auto im Jahre 1968 über die bekannte Zweierbrücke.

Filme wie das US-Kriegsdrama „Entscheidung vor Morgengrauen“ (1951), „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (1955), Heimatstücke wie „Die Christel von der Post“ mit Hardy Krüger (1956), „Der Blaue Engel“, Remake mit Curd Jürgens und May Britt (1959), „Die Schlangengrube und das Pendel“ mit Lex Barker und Christopher Lee (1967), „Zwanzig Mädchen und ein Pauker“ (1971), sowie „Kaspar Hauser“ (1993) wurden hier gedreht. (Quelle: Rothenburg Tourismus Service)

Rohtenburg o.T. lässt sich also „filmtouristisch“ besuchen, auf Entdeckungstour nach den verschiedenen Filmkulissen und Drehorte.

Harry Potter in Rothenburg ob der Tauber?

Rathaus (Hauptplatz)

Sehr schönes Gebäude-Ensemble. Der hintere alte Teil in gotischem Stil und vorne Renaissance.

Rathaus in Rothenburg ob der Tauber
Hauptplatz im Sommer mit Menschen Rothenburg ob der Tauber

Am Hauptplatz steht auch die Ratsherrn Trinkstube. Oben in der Giebelspitze die Hauptstadtuhr von 1683. Stündlich (zwischen 11 Uhr und 15 Uhr sowie 20 Uhr und 22 Uhr) öffnet sich beide Fenster rechts und links neben der Uhr. Auf der einen Seite schaut General Tilly runter auf die Stadt, auf der anderen Seite Oberbürgermeister der einen grossen Humpen mit Frankenwei leert. Hinter diesem Uhrenspiel von 1910 steht eine grosse Legende, welcher die Stadt Rothenburg im Jahre 1631 ihre Freiheit zu verdanken hat.

Ratsherrn Trinkstube Rothenburg ob der Tauber

Marienapotheke

Ein wunderschönes Gebäude am Südwesteck des Marktplatz. Die Apotheke gibt es schon seit 1812, das Haus selber geht sogar ins Jahr 1448 zurück.

Marienapotheke

St. Jakobs Kirche

Grösste Kirche von Rothenburg, erbaut 1311 – 1484. Die Kirche ist das höchste Gebäude der Altstadt. Unter dem Westteil der Kirche führt ein Tunnel hindurch. Ein geschickter Schachzug der damaligen Baumeister. So konnte die Kirche bei ihrer Erweiterung 1450 – 1471 vergrössert und gleichzeitig die wichtige Handelszufahrtstrasse belassen werden.

Grösste Kirche von Rothenburg, erbaut 1311 - 1484

Sehenswert ist der „Zwölfboten Altar“ sowie der berühmte Altar von Riemenschneider. (In der Westempore, etwas versteckt) Tilmann Riemenschneider fertigte zwischen 1499 und 1505 den „Heilig Blut Altar“. Grossartige Schnitzereien. Tilmann Riemenschneider war einer der ganz grossen Holzschnitz-Künstler im Mittelalter.

"Zwölfboten Altar" sowie der berühmte Altar von Riemenschneider

Gerlachschmiede

Es gibt viele Häuser wie die Gerlachschmiede zu entdecken. Dieses Haus wurde 1951 identisch wieder aufgebaut. Das Haus liegt direkt an einer Gasse entlang der Stadtmauer, wenige Meter entfernt vom Röderturm. Bis in die 1960er Jahr arbeitete hier noch ein Hufschmied. Die Pferde wurden unter den überdachten Bereich geführt. So konnte der Schmied auch bei Regen ungestört arbeiten.

Gerlachschmiede

Handwerkerhaus

Das Handwerkerhaus ist ein kleines Museum und gibt einen intressanten Einblick wie früher im Mittelalter die Handwerker in Rothenburg gelebt und gearbeitet haben.

Handwerkerhaus

Bronzefigur (St. Jakobs Kirche)

Direkt neben dem Kircheneingang eine neuzeitliche Figur eines Mannes mit Hut. Die Figur zeigt den Beginn des Jakobsweg nach Santia de Compostella in Nordspanien. Das anfassen des Zeigefingers bringt Glück.

Beginn des Jakobsweg nach Santia de Compostella
In RoT ist einer der Startpunkte des Jakobsweges – einer der Wege führt über Ulm nach Konstanz. Dort beginnt der Teilabschnitt „Schwabenweg“ (Mehr darüber findest Du hier im Blog)

Taubertal

Direkt unter der Stadt fliesst die Tauber durch ein naturbelassenes Tal. Die Tauber hat eine Länge von 130 km und entspricht an der Westseite der Frankenhöhe. Unten am Flüsschen gibt es viele Mühlen, die schon im Mittelalter die Stadt versorgten. Bei Wertheim mündet die Tauber in den Main.

Wer Zeit hat sollte unbedingt die kleine Kirche in Detwang besichtigen, u.a. findet sich dort ebenfalls einen Riemenschneider Altar. Zudem ein schönes Wirtshaus.

Taubertal
Taubertal

Hotel und Restaurant Herrnschlösschen

Wunderbares kleines Hotel mit viel Charme. Die Herzlichkeit und die Leidenschaft des Besitzer ist stets präsent. Die Zimmer sind geräumig, hell und trotz der Lage inmitten der Altstadt ruhig. Das Frühstück im Garten ist unbeschreiblich. Eine Oase!

Im Hotel gibt es ein kleines Restaurant. Ein junges Küchenteam verzaubert die Gäste mit wunderbaren Köstlichkeiten. Fine Dining in Rothenburg – auf Sterneniveau.

Adresse: https://www.hotel-rothenburg.de/de/home

Altfränkische Weinstube

Etwas versteckt, hier gehen auch die Locals gerne hin. Urchig am offenen Kaminfeuer drinnen, romantisch bei Kerzenlicht draussen. Frisch zubereitete, bodenständige Köstlichkeiten aus der fränkischen Küche. Dazu lokale Weine. „Schwäbische Spätzle“ in Bayern – wunderbar!

Altfränkische Weinstube

Adresse: http://www.altfraenkische-weinstube.de/deutsch/hotel.htm

In Rothenburg aufgeschnappt …

  • Ausleger / Aushänger – eine schöne Rothenburger Tradition. Über die Jahrhunderte sind in Rothenburg mit viel Phantasie Ausleger (Werbe- oder Nasenschilder) gestaltet worden.
  • Brunnen – in der ganze Stadt gibt es eine grosse Anzahl an Brunnen, Zisternen und Ziehbrunnen. Etwas unscheinbar sind die mit Holz abgedeckten Brunnen. Diese wurden im Mittelalter gebraucht um die Karpfen zu „wässern“ damit diese ihren modrigen Geschmack verlieren.
  • Wohlfahrt Weichnachtsmarkt – ein Muss für die Touristen. Ganzjährig läuft hier „Jingle Bells“ und das Weihnachtsgeschäft.
  • Fotografieren – es gibt wohl kaum eine Stadt die so konzentriert so viele mittelalterliche Fotomotive aufweist.
  • Reisezeit – sicherlich Frühling bis Herbst. Im Winter wird es hier schon mal richtig kalt. Trotzdem ist für viele die Weihnachtszeit die schönste „Saison“ in Rothenburg.
  • Nachtwächter – gab es früher und einen gibt es noch heute. Dieser führt Touristen abends durch die Stadt und erzählt Geschichten.
  • Walburga – ebenfalls eine „Stadtführerin“ im mittelalterlichen Gewand. Führt die Besucher ins Mittelalter und mit ihrer Geschichte durch die Stadt bis ins Handwerkerhaus hinein – spannend dabei zu sein.
  • Orgelkonzerte – In der Hauptkirche steht eine der grössten Orgel von Bayern. Regelmässige Gratiskonzerte (ca. 30min)
  • Kriminalmuseum – wohl eines der grössten Museen zur Rechts- und Kriminalgeschiche.
  • Störche – seit einigen Jahren sind diese Vögel in der Stadt zurück.
  • Strassenpflaster – in vielen Bereichen der Altstadt sind die Strassen gepflastert. Daher gutes Schuhwerk mitnehmen.
Bocksbeutel und Schneebälle

Bocksbeutel und Schneebälle

  • Bocksbeutel – seit rund 250 Jahren wird der Frankenwein in eine spezielle Flaschenform abgefüllt, die an eine Feldflasche erinnert. In der Schweiz kennen wir den „Bocksbeutel“ eher von der Flaschenform des portugiesischen Massen-Rosé „Mateus“. Der „Bocksbeutel“ deutet dagegen beim Frankenwein auf eine gute Qualität hin.
  • Toiletten – vorbildlich! Es gibt mehrfach im Bereich der Altstadt öffentliche Toiletten – waren bei unserem Besuch immer sauber.
  • Unterkunft und Hotels – es gibt mehr als 100 Hotels, Gasthöfe, Pensionen und B&B’s. Wenn möglich sollte man ein Quartier in einem der vielen historischen Häuser der Altstadt wählen.
  • Wein – hat hier tatsächlich Tradition. Überall kann man den fränkischen Wein probieren. Es gibt sogar ein Wein-Lehrpfad.
  • Spätzle – irgendwie ist die Nähe zu Baden Württemberg zu spüren, in den Gasthöfen stehen meistens Spätzlegerichte auf der Menükarte. (CH: Spätzle = Knöpfli)
  • Waffen- und Ritterrüstungs- Sammlung im Reichstadtmuseum
  • Röderturm – wunderbarer Blick über die Altstadt
  • Schneebälle – die Spezialität von Rothenburg. Dies sind Zucker-Kalorien-Schleudern – ähnlich wie unserer Fasnachtskuchen, nur rund . Allerdings gehen die Touristen oft falsch damit um und beissen in die Dinger rein, die dann vollständig auseinanderfallen und sich mit dem Puderzucker auf der gesamten Kleidung verteilen. So macht man es richtig: Bereits in der Papiertüte leicht verkloppen, dann auf einen Teller geben. Dazu trinkt der Rothenburger ein Glas Weisswein.
Schneebälle die Spezialität von Rothenburg

Höll und Ritterrüstung

  • Essen – den Charme beim Essen machen vielfach die schönen alten Häuser. Die Küche ist fränkisch bodenständig.
  • Hochgeklappte Bürgersteige – ab 21.30 Uhr wird es schwierig noch warme Küche zu finden.
  • Trinkstube Höll – ist so eine Weinstube „wo man gewesen sein muss“. Das älteste Haus in Rothenburg. (um 900). Überraschend gute Auswahl an Weinen aus Franken. Kleine Karte mit leckerem Esse.
  • Lotus Garten – die Rothenburger haben – aus welchem Grund auch immer – sich einen japanischen Garten angelegt. Eröffnet 2017
  • Ritterrüstung – wer sich eine Ritterrüstung kaufen will, der wird in der Stadt fündig
  • Weingut Glocke – das südlichste Weingut Frankens und der Tauber. Dieses Weingut baut u.a. verschiedene Rebsorten im oberen Taubertal um Rothenburg an. In diesen Muschelkalk-Steilhängen findet sich ein einzigartiges Mikroklima. (Weinladen: Untere Schmiedgasse 27)
  • und so vieles mehr.

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