Kunoy – die Fraueninsel

Eine Fraueninsel? Vis à vis einer Männerinsel? Ist der Feminismus auf den Färöer Inseln bereits so fortgeschritten und hat den Frauen und Männern ihre eigenen Inseln gebracht? Wo jeder für sich in seiner Welt leben kann? Nein, die idyllische Insel hat damit gar nichts zu tun. Eine Erklärung für den Begriff “Kunoy” (Fraueninsel) habe ich allerdings nicht gerade sofort gefunden. Der Ursprung geht vermutlich auf die harten Zeiten der früheren Fischerei zurück.

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Woher kommt nun die Bezeichnung Kunoy, was übersetzt Fraueninsel heisst? Eine erste Erklärung, die ich gefunden habe ist, dass die Fraueninsel gegenüber der Männerinsel liegt und so das Gegenstück bildet. Aber warum die Männerinsel dann so heisst? OK, weil diese gegenüber der Fraueninsel …

Plausibel scheint mir eher ein Hinweis in einem alten Polyglott-Reiseführer aus den 1980er Jahre. Die  Bezeichnungen Kunoy und Kalsoy scheint in den alten Zeiten der früheren Fischerei begründet. Immer wieder verloren früher Männer ihr Leben auf See, die Frauen blieben zurück. In Kunoy gab es bald nur noch Frauen. Im Norden der Insel wurde zum Beispiel die Ortschaft Skarð 1913 aufgegeben, nachdem die meisten Männer beim Fischfang umgekommen waren. Die gegenüberliegende Insel blieb scheinbar von diesen Schicksalen verschont, so wurde diese Kalsoy – Männerinsel – genannt.

Wenn man die Landschaft der Färöer begreifen möchte, aber auch das Leben auf diesen Inseln, ist ein Besuch von Kunoy empfehlenswert. Eine wunderschöne Insel mit einem idyllischen Ort. Das gleichnamige Dorf, direkt am Fjord, ist eingebettet in eine faszinierende Bergwelt. Farbige Häuschen, eine weisse Kirche mit rotem Dach. Mitten durch das Dorf fliesst der Bach Myllá, der eine kleine mit Gras gedeckte Wassermühle antreibt. Es ist – für färöische Verhältnisse – ein milder Ort, von der Sonne beschienen. Etwas ausserhalb findet man daher sogar einen ganz kleinen Wald (Viðarlundin í Kunoy).

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Die Insel Kunoy hat eine Fläche von 36mk2. Es gibt zwei Dörfer, die beide im Süden der Insel in die steilen Hänge gebaut sind: Haraldssund und Kunoy. Weiter im Norden liegt die schon erwähnte Ortschaft Skarð, die 1913 verlassen wurde, nachdem zu viele Männer beim Fischfang umgekommen waren. Dorthin führt ein Wanderweg. Wegen seines Höhenunterschiedes von 600 m ist er nur für erfahrene Wanderer geeignet. Der Rest der Insel ist unzugänglich. Im Norden schliesst die Insel mit dem 819m hohen Kap Kunoy ab, welches damit eine der höchsten Klippen der Welt ist.

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Der gleichnamige Ort Kunoy liegt in der Sohle eines nach Westen hin offenen, sehr eindrücklichen Trogtals inmitten eines Panoramas von über 800 m hohen Bergen. Überhaupt liegt der Ort in einer spannenden Landschaft am Kalsoyarfjørður mit Blick zur Nachbarinsel Kalsoy (Männerinsel). Der Ort hat rund 70 Einwohner.
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Die einzige Landverbindung vor dem Tunnelbau war ein Wanderweg um die Südspitze der Insel herum, etwas oberhalb des Ufers. Der Weg existiert anscheinend noch heute und ist begehbar.

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Faroe Islands Kunoy Färöer Inseln Dorfstrasse
Kunoy hat ein sehr schönes Dorfbild, Die Kirche im Ort stammt aus dem Jahre 1867 und steht unter Denkmalschutz. Oberhalb des Ortes liegt ein kleines Wäldchen, die ersten Bäume wurden bereits 1914 gepflanzt.

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Aus dem Archiv (Reise 2013) / Refresh 2018

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