Machen Nordlichter glücklich?

Nordlichter haben mich süchtig gemacht, daher ist es kaum verwunderlich, dass ich bereits dieses Jahr wieder nach Island reisen werden. Um in die grandiose Landschaft einzutauchen, aber natürlich auch um Polarlichter zu sehen.
Was ist daran so besonders? Genau dies fällt mir schwer zu beschreiben. Viele Nordländer nehmen die Nordlichter emotionslos nur so am Rande wahr. So wie wir in der Schweiz die Blitze eines Gewitters. Natürlich habe ich auf meinen Reisen auch Isländer und Norweger kennengelernt, die nie genug von Polarlichtern bekommen können. Die im Winter bei jeder klarer Nacht auf Nordlichtjagd gehen.
Viele schöne Dinge durfte ich in meinem Leben sehen und erleben. Aber dieses Naturschauspiel ist anders. Es ist nicht nur schön, sondern es löst etwas in mir aus. Was es wirklich ist, bin ich nie ganz auf die Spur gekommen.

In der eisigen, windigen Nacht stehe ich an irgendeinem unwirklichem Ort. Der Polarkreis ist nicht weit. Dunkelheit. Wirkliche Dunkelheit. Aus dem Nichts beginnt ein dünnes, graues Band im Himmel über mir zu leuchten. Ganz zart, kaum wahrnehmbar. Mit der Zeit wird das Band blassgrün. Zart. Dann veränderte sich sein Form, es leuchtet intensiver. An einigen Stellen wird es breiter, bewegt sich. Es tanzt – horizontal und vertikal. Plötzlich entsteht ein zweites Band, als hätte ein Elfe einen riesigen Vorhang gezogen. Das erste Band verblasst, kommt wieder, geht. Geräuschlos oder war da ein knistern?
Während Stunden stehe ich in der klirrenden kalten Winternacht, alleine mit meiner Kamera. Staunend. Vereint mit dem Zauber dieses unwirklichen Himmelspektakels.
Seit meiner ersten Nordlichtbegegnung in Island habe ich einige Nordlichter-Nächte erlebt. Einige waren anstrengend, nervenaufreibend und enttäuschend. Die meisten aber wunderschön und sagenhaft. Magisch, weil oft der ganze Himmel in Bewegung geriet, weil die Lichter Formen und Farben annehmen.

Meine Faszination der Nordlichter liegt vielleicht daran, dass jedes Polarlicht anders und einzigartig ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich überhaupt mindestens eine dieser grandiosen Nächte erleben darf. Die Landschaft unter diesem Lichtphänomen jedes Mal anders wirkt. Daraus ist eine Sucht entstanden. Vielleicht auch im Wissen, es kann noch grandioser kommen als alles andere was ich bisher erlebt habe. Die Sucht hat mich auch im Alltag, ich ertappe mich oft dabei wie ich im Internet die neusten Nordlichtmeldungen durchforste und versuche mich über Sonnenwinde, Sonnenstürme, Sonneneruptionen, koronale Massenauswürfe, den Kp-Index oder über neue Forecast-Methoden auf dem Laufenden zu halten.
Wenn alles klappt, dann stehe ich in diesem Herbst wieder mit meinem Stativ, mit durchgefrorenen Fingern, ab und zu auch fluchend, aber einfach glücklich da zu sein. Warte, dass sich die Wolkendecke auflöst und die Nordlichter erscheinen, zuerst als ein schwacher, grauer, blassgrüner Bogen, dann am nächtlichen Himmel tanzend!
“Then that’s what the Northern Lights are. All the lives that we’re not living.”
Adi Alsaid, Author, born June 30, 1987


Zum ersten Mal auf diesem Blog? Dann schau hier, worum es bei mir geht. Folgst Du meinem Blog schon länger und willst künftig keine Posts mehr verpassen? Dann melde Dich unten am besten gleich an, damit Du eine E-Mail erhältst. Du kannst mir aber auch über Twitter oder Instagram folgen. Oder abonnierst den RRS Feed. Ich freue mich, wenn Du über irgend einem dieser Kanäle dabei bleibst.
BLOG VIA E-MAIL ABONNIEREN
Gib Deine E-Mail-Adresse an, um meinem Blog zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.
Anhand deiner Schilderung kann man deine Leidenschaft für das Naturphänomen sehr gut nachvollziehen. Sehr schön beschrieben! 👍
Durfte bisher nur einmal Nordlichter in Lappland sehen und meine damalige Kamera war überfordert. Trotzdem ein einzigartig schönes Erlebnis. Hätte auch Lust, es zu wiederholen. Wo schaust du dir das nächste Nordlicht an ? Oder planst du das eher kurzfristig nach den Vorhersagen ?
Don’t go for the Northernlights. Eine Reise nur mit dem Zweck Nordlichter zu sehen, mache ich nicht mehr. Ich reise in den hohen Norden wegen der Schönheit der Landschaft und der Lebensart. Natürlich beschäftige ich mich auf solch einer Reise dann sehr intensiv mit den Nordlichtern und bin einfach parat wenn das Wetter gut ist. Und wenn die Nordlichter wirklich kommen, dann ist es einfach eine riesige und tolle Zugabe. Kommen Sie nicht, hatte ich eine schöne Reise. Wenn alles klappt gehe ich im Spätsommer nach Island – ab August leuchten dort die Nordlichter in der Nacht. Island ist ein guter Ort für Nordlichter, etwas intensiver (und oft das bessere Wetter) hat man in Tromsö (N) und Abisko (S). Was auch schön ist sind die Lofoten, wir sind an herbstlichen Tagen in den Bergen wandern und nach dem Abendessen dann auf Nordlichtjagd gegangen. Dort habe ich auch meine intensivste Nordlichtbegegnung gehabt. Ich wünsche Dir natürlich dass Du bald wieder Deine eigenen Nordlicht-Momente hast. LG Michael
Danke für den ausführlichen und interessanten Kommentar. Die Lofoten sind ein weiteres Traumreiseziel für mich. Hast du einen Blogbeitrag über eure Reise verfasst?
Gerne – die Lofoten sind wirklich eine Reise wert. Es ist kein eigentlicher Reisebericht entstanden, aber ein paar interessante Posts von unserer Reise findest Du in dieser Sammlung: https://beersandbeans.ch/category/lofoten/
Danke für den tollen Link!