Auf Ritters Spuren

Im Tal wohnten die Bauern, auf den Anhöhen die Ritter. Ich bin auf einer Wanderung, unterwegs auf dem Ruinenweg im Kanton Thurgau. Vor mir, auf einer eindrücklichen Anhöhe, sehe ich die Ruine Last im Ortsteil Schönenberg und komme mir fast vor wie ein Ritter im Mittelalter. Als wäre dies meine Burg! Doch was hätte mich als Ritter hier erwartet? Vermutlich ein knallharter Job! Sicherlich privilegiert durch fürstliche Gunst, aber genauso verpflichtet zum militärischen Einsatz und zur Abgabe von Steuern. Bestenfalls ein guter Lohn und tolle Feiern auf meiner Burg, im schlechten Fall würde man mir die Burg niederbrennen und mich irgendwohin verbannen oder in einen Kerker werfen.

Drei Ruinen werde ich im gesamten auf dieser Tour begegnen. Machtzentralen des Mittelalters, denn diese Burgen hier im Thurtal dienten schlussendlich nur dazu um die bischöfliche-konstanzerische Stadt Bischofszell gegen Angriffe von Norden zu schützen.
Heute sind es friedliche Steinhaufen in wunderschöner Lage und einem herrlichen Blick auf die ländliche Landschaft südlich der Thur.

Weiler und einsame Bauernhöfe – dies ist so eine Eigenart von Thurgauer Landgemeinden wie beispielsweise Neukirch an der Thur. Auf dieser Wanderung kommt ich an diesen Neukircher Weilern und an seinen Höfen vorbei. Countryside pur! Das Leben im ländlichen-ruhigen Takt ist spürbar. Hier tickt die Uhr anders. Irgendwie weit weg von allem.
Ruine Last

Drei Ruinen erzählen viele Geschichten auf dieser Wanderung. Die Ruine Last liegt auf einer markanten Kuppe und wurde 1159 errichtet. Bereits 1211 wohnte hier ein Kreuzritter, der im Dienste des Bischofs von Konstanz stand. Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte die Burg Johannes von Schönenberg. Aber er geriet in Finanznöten und musste die Burg verlassen. Diese zerfiel zusehends. Ob diese Burg jemanden dann zur Last gefallen ist und daher heute Ruine Last heisst ist natürlich reine Spekulation.
Ruine Heubärg

Von der Ruine Heubärg ist nicht mehr viel übrig. Umso geheimnisvoller gibt sich diese im Wald liegende Ruine, deren Geschichte genauso im verborgenen liegt.
Ruine Anwil

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Ruine Anwil bei Buhwil erstmals erwähnt. Diese Wehranlage wurde anfangs des 15. Jahrhunderts von den Appenzellern geplündert und teilweise zerstört. Die Burg wurde dann nicht mehr bewohnt und dem Zerfall überlassen. Eine archäologische Sondierung 1984 legte zwei Zisternen frei. Heute ist noch ein Teil des markanten Turms sichtbar, wie auch der einstige Burggraben im Westen.
Diese Ruine ist der letzte Zeuge aus der Ritterzeit auf meiner Route. Von hier aus wandere ich an die Thur, nach Kradolf, zurück. Die Feldwege führen mich durch eine wundervolle, ländliche Landschaft mit einem schönen Ausblick ins Thurtal. Und diese Wanderung liess mich zum Ritter werden. Für eine ganz kurze Zeit.

Drei Wege mit verschiedenen Längen führen zu den Überresten der mittelalterlichen Burgen Last, Heubärg und Anwil. Verschiedene Rastplätze mit Grillstellen am Weg machen die Begehung der Ruinenwege zu einem Erlebnis. Mehr zu dieser wunderschönen Wanderung findest Du hier: Ruinenweg
Gleich an zwei Landbeizen in wunderschönen, gepflegten Riegelhäusern führt der Ruinenwerg vorbei: In Schönenberg die “Mühle” und etwas auf halber Strecke die “Sonne” in Neukirch.



