Schwefelgestank im Hexenkessel von Hverarönd

Grün ist eine Farbe die man hier vergeblich sucht. Die allgegenwärtigen Gase sind giftig und vereiteln jeglichen Besiedlungsversuch der kargen arktischen Landschaft. Dieser lebensfeindlichen Umwelt trotzen nur ein paar Bakterien, die sich im vulkanischen Höllenschlamm wohl fühlen und dessen Wärme geniessen.

Hverarönd heisst dieser Hexenkessel am Námaskarð-Pass und liegt nur wenige Kilometer südöstlich des Calderavulkanes Krafla.
Kochende Schlammpools, zischende Fumarolen und eine bizarre Marslandschaft. Ocker ist die dominierende Farbe in allen Schattierung, die blubbernden “Schlammvulkane” setzen graue Aktzente. Da und dort entdeckt man das Gelb des Schwefels. Dessen penetrante Geruch ist dagegen überall. Der fiese Gestank nach faulen Eier breitet sich aus den warmen Dampfschwaden aus, nur allmählich gewöhnt man sich daran.

Das Thermalgebiet Hverarönd gehört zu den attraktivsten auf Island und zieht jeden Besucher in den Bann!

Neben den wenigen Bakterien in den blubbernden Schlammlöchern profiteren auch die Menschen von der urgewaltigen Energie. Der geothermische Verlauf ist hier sehr hoch und das Thermalgebiet wurde als Hochtemperaturgebiet eingestuft. So befindet sich in Sichtweite das Geothermalkraftwerk Krafla, welches das Umland mit Strom versorgt. Auch am Rand von Námaskarð hat man bereits eine Versuchs-Bohrung vorgenommen, welche heute mit einem Steinhaufen abgedeckt ist. Zwischen den Ritzen des Haufens entweicht tosend Wasserdampf. Glücklicherweise hat man den Versuch der Nutzung der Erdwärme an dieser Stelle eingestellt. Dies ist Naturschützern und Anwohnern zu verdanken, die das Gebiet vor der Zerstörung bewahrten.

Michael’s Beers&Beans Tipp:
Die Erdwärme stammt vom Vulkan Krafla, der zuletzt zwischen 1975 und 1984 aktiv war. Im Anschluss an den Besuch des Thermalgebiets Hverarönd empfehle ich daher die Reste dieser Eruptionsspalte zu erwandern. Noch heute ist das Lavafeld der letzten Ausbruchserie (Krafla-Feuer) am abkühlen und buchstäblich am dampfen. Ein kurzer und gut ausgeschilderter Rund-Wanderweg führt über die noch warme Lava. (mit dem Auto von Hverarönd das kurze Stück auf der Strasse 863 bis zum Parkplatz Leirhnjúkur Mountain, Wander-Route 7)
Danach bietet sich ein Bad im Myvatn Natural Bath an. Intensiver kann man die wärmenden, vulkanischen Kräfte des Erdinneren wohl kaum spüren.

Das Hochtemperturgebiet Hverarönd wird irrtümlich oft mit dem Namen Námaskarð (auch Namaskard oder Namasgard geschrieben) bezeichnet, also nach dem Pass welcher über den Rhyolith-Rücken Namafjall führt. Die Pass-Strasse beginnt am 5 km entfernten Myvatn und verläuft Richtung Eglistadir.

Ein weiterer Bericht zum Hexenkessel von Hverarönd mit winterlichen Bildern findest Du unter: Námaskarð – Tanz auf dem Vulkan

