Schloss Gottlieben

Geheimnisumwittertes Schloss
Irgendwie passt zum Dorf Gottlieben am Seerhein, dass es hier ein geheimnisumwittertes Schloss gibt. Versteckt hinter Mauern und Bäumen steht es. Zwei Türme, eine verwunschene Burg, ein schöner Garten. Wer einen Blick darauf werfen will, muss auf dem Rhein vorbeifahren. Von der Schweizer Seite schimmert der Bau höchstens durch den Blätterwald.
Eine Entdeckung
Mein Vater hat mir eine kleine Sammlung von Kupfer-/Stahlstichen über Thurgauer Schlösser hinterlassen. Diese liegt leider etwas achtlos im Keller. Aber ich habe diese letzthin wieder einmal durchgeschaut und tatsächlich einen kleinen Stich von Gottlieben am Seerhein gefunden. Darauf ist das Schloss Gottlieben zu sehen. Viel mehr wusste ich nicht über dieses kleine, gerahmte Bild. Da bot sich mir die Gelegenheit dieses Bild einem Historiker zu zeigen. Er kannte dieses Bild und konnte daher sehr schnell feststellen, dass dieses Bild den Zustand des Schlosses von 1838 zeigt. Dieses Bild entstand nach dem Umbau durch Prinz Louis Napoleon (Kaiser Napoleon III.), es fehlt der Grossteil des Wehrgangs der alten Anlage.


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Reformator Johannes Hus
Die Geschichte des Dorfes Gottliebens geht ebenfalls auf dieses Schloss zurück, welches der Konstanzer Bischof Eberhard II. von Waldburg 1251 erbauen liess. So richtig berühmt wurde das Schloss zur Zeit des Konstanzer Konzils, als das Schloss kurzzeitig als Gefängnis genutzt wurde. Der Reformator Johannes Hus sowie Papst Johannes XXIII. wurden 1415 auf dem westlichen Wehrturm eingesperrt.
Prinz Louis Napoleon
Prinz Louis Napoleon, erwirbt 1836 das Schloss Gottlieben und lässt dessen Wohntrakt neugotisch umbauen. Betrachtet man die Aussenfassade genauer, stellt man verblüffende Ähnlichkeiten mit dem Palazzo Ducale in Venedig fest, welcher vermutlich als architektonisches Vorbild gedient hatte.
Vom grossen Umbau des Prinzen ist heute nur noch die Aussenfassade übrig geblieben. Das Schloss hat später seine Besitzer häufig gewechselt, und jeder neue Eigentümer hat seine Spuren hinterlassen.

In Privatbesitz
Heute ist Schloss Gottlieben immer noch in Privatbesitz. Die Besitzerin lebt sehr zurückgezogen und gibt niemandem Einlass in die Gemäuer. Zudem scheint das Schloss baulich in schlechtem Zustand zu sein. Und dies gibt wieder Raum für neue Gerüchte und wildeste Geschichten.
Zum Verkauf
(Refresh 12/22) Seit einiger Zeit ist die Liegenschaft ausgeschrieben. 1969 wurde das Schloss zum nationalen Schutzobjekt ernannt. Gesucht wird nun, laut Inserat, «eine neue Schlossherrschaft, die mit Liebe und Freude alte Substanz restauriert und an einer Traumlage wohnen möchte. Eigentümer, die das Anwesen in neuem Glanz erstrahlen lassen».
Über 1400 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche und Optionen für weitere Flächen. 32 Zimmer und Umschwung von 16‘000 Quadratmeter mit romantischer Parkanlage sind als Angaben im Inserat der Ginesta Immobilien AG zu finden.
Hier findest Du das Verkaufsinserat der Ginesta Immobilien AG
Sale Agreed – Schloss Gottlieben verkauft
Refresh: 3.7.2023
Nach 70 Jahren im Besitz der Familie von Opersängerin Lisa Della Casa wird Schloss Gottlieben nun von der Industriellenfamilie Tatjana und Thomas Huber-Gazdik übernommen. Das Schloss bleibt damit in Schweizer Händen, was für den Verkäufer wichtig war.
Der Kaufvertrag ist unterschrieben und die Übernahme findet im Januar 2024 statt. Der Verkaufspreis wurde geheim gehalten. Die neuen Besitzer, Tatjana und Thomas Huber-Gazdik, planen eine schrittweise Restaurierung des renovierungsbedürftigen Schlosses und der Remise in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und den zuständigen Behörden, um dort mit ihrer Familie zu wohnen.
Die neuen Besitzer haben vor, Schloss Gottlieben in Zukunft für kulturelle Veranstaltungen zu öffnen. Nach der Renovierung sollen musikalische und andere Events die Anlage beleben und das kulturelle Angebot in der Region bereichern. Zur langfristigen Sicherstellung des Betriebs und der Instandhaltung des Anwesens sind voraussichtlich ein Ladengeschäft und Mietwohnungen geplant.
Die Sanierungsarbeiten sollen im kommenden Jahr beginnen, um das im Jahr 1251 erbaute Schloss Gottlieben wieder in vollem Glanz erstrahlen zu lassen.
Quellen: Thurgauer Tagblatt, Blick.ch (u.a.)
Es gab anscheinend nie einen Papst mit dem Namen Johannes XX., “verantwortlich” dafür war Johannes XIV. der von 983 bis 984 Papst war. Durch spätere Fehlinterpretation seiner „aktiven“ Herrschaft und seiner Haftzeit als zwei Pontifikate unterschiedlicher Personen entstand eine Verwirrung bei der Zählung der Päpste seines Namens. Daher wurde der Name Johannes XX. zwecks Korrektur des vermeintlichen Fehlers nicht benutzt, also auf den 19. folgte der 21. Johannes. Dies erklärt teilweise warum es zwei Päpste mit dem Namen Johannes XXIII. gab. Der zweite Teil der Erklärung liegt darin, dass die Kirche Baldassare Cossa nicht als legitimen Papst Johannes XXIII. angesehen hatte. So war es Angelo Giuseppe Roncalli möglich, den Namen Johannes XXIII. bei seiner Papstwahl 1958 – nach 22 Päpsten mit den Namen Johannes vor ihm – anzunehmen. Den Namen, welcher vor ihm schon Cossa von 1410 bis 1415 als Gegenpapst geführt hatte. (Ein ziemliches Durcheinander, oder?)
Papst Johannes XX. gab es nicht, daher nur 22 Päpste bis Papst Johannes XXIII. 1958
Sehr interessant!
Ist das Folgende ein Versehen?
„… sowie Papst Johannes XXIII. wurden 1415 auf dem westlichen Wehrturm eingesperrt.“
Danke für Deinen Hinweis, ich habe auch gerade gestutzt, als ich Dein Kommentar gelesen habe. Aber nein, es stimmt ;-)! Es gibt diesen doppelten Papst: Johannes XXIII. Dieser lebte von 1370 und 1419 und wurde im Sommer 1415 im Schloss Gottlieben interniert. Warum es einen zweiten Papst rund 600 Jahre später mit den gleichen Namen gab, war auch mir bisher nicht klar. Es scheint daher zu kommen, dass im 14. Jhd. die katholische Kirche aus zwei Teilen bestand, mit einem Papst in Rom und einem Papst in Avignon. Welcher der rechtmässige Papst war, wusste damals wohl auch keiner so genau. Das Konzil in Konstanz räumte dann mit den zwei Päpsten auf und Johannes XXIII wurde als Papst abgesetzt. Er wurde später von seinem “Nachfolger” Papst Martin V. rehabilitiert und gilt daher eigentlich als der 23. Papst mit diesem Namen. Angelo Giuseppe Roncalli entschied sich 1958 für den Papstnahmen Johannes, in der Annahmen es habe 22 Vorgänger gegeben. In Rom war damals der erste Johannes XXIII. auf der Liste der Gegenpäpste. Ich sage mal, so ungefähr ist wohl die Geschichte mit den doppelten Päpsten. LG Michael
Danke für diese ausführliche Information. Über den doppelten Johannes XXIII wusste ich bisher nichts. Ist sehr interessant!