Island: Autofahren im Winter

Autofahren im Winter ist in Island oft eine Herausforderung – für Fahrer und Fahrzeug. Die winterlichen Wetterkapriolen auf Island habe ich selber kennengelernt: Plötzlicher Schneesturm, eisige Kälte, dann ein unerwarteter Wärmeeinbruch, Eisregen abgelöst von undurchdringlichem Nebel. Und nach einem starken Blizzard bricht plötzlich die Sonne durch. Es ist der Wind, der das Wetter diktiert und für diese schnellen Wetteränderungen sorgt. Der starke Wind ist Garant, dass sich im Winter während eines Islandaufenthalts sicher einmal die Sonne zeigt. Während der dunkelsten Jahreszeit zwischen Anfang und Ende Dezember kommt die Sonne zwar nur kurz über den Horizont, aber die schönsten Dämmerstimmungen zeichnet sie allemal an den Himmel. Nicht zu vergessen die Nordlichter!

Island im Winter – unwiderstehlich zauberhaft

Island: Autofahren im Winter

Aus der Rubrik “Der Traveller”

Ein Reise durch Island im Winter ist unwiderstehlich zauberhaft. Schneebedeckte raue Landschaften, dampfende Heisswasserquellen und gefrorene Wasserfälle und nicht zuletzt tanzende Nordlichter am Himmel machen Island im Winter zu einem magischen Reiseziel für Abenteurer, Naturliebhaber und ganz besonders für Fotografen. Allerdings ist eine Reise mit dem Auto in den winterlichen Monaten eine Herausforderung. Mit Schnee und Eis kommen wir “Mitteleuropäer” noch klar, aber es ist der Wind, der zur Herausforderung werden kann. Sehr ungemütlich kann ein Blizzard werden, die hier im Winter sehr häufig vorkommen.

Schneepflug in Island Autofahren im Winter

Bevor es mit dem Auto im Winter los geht ist eine gute Vorbereitung wichtig. Ausserhalb von Reykjavík ist ein allradangetriebenen Fahrzeug sehr empfohlen, welches (wenn möglich) mit Spikes bereift ist.

Auf schnee- oder eisbedeckten Fahrbahnen sind die IsländerInnen mit ihren Fahrzeugen schnell unterwegs, oft mit der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit. Dies ist kein Problem, denn sie lassen zum nächsten vorderen Fahrzeug riesige Abstände. Denn der Bremsweg ist unendlich lang. Es ist mir passiert, dass ich zu spät vom Gas gegangen und an einer Abzweigung vorbeigeschlittert bin. Es ist eine gute Idee sich an die Fahrweise der Isländer und Isländerinnen langsam heranzutasten.

Island: Autofahren im Winter

Vor einer längere Fahrt unbedingt über das Wetter und den Strassenzustand informieren. Dafür genügt ein Blick auf die Website www.road.is, auf welcher alle paar Minuten die aktuellen Strassenverhältnisse der verschiedenen Regionen angegeben werden. Die Karte gibt einen sehr guten Überblick über die Verhältnisse draussen auf dem Land: von leicht zu befahren (grün) über verschiedene Schwierigkeitsgrade bis zu gesperrt (rot). Zudem vor jeder Fahrt das Fahrzeug unbedingt voll tanken.

Karte von  www.road.is
Snapscreen http://www.road.is

Webcams zeigen zudem die aktuellen Witterungsverhältnisse vor Ort an. Daher plane ich vor jeder Fahrt meine Strecke mit diesem Tool. Beispielsweise “Slippery” sind meistens gut zu befahren, aber eine ungesicherte Strecke an der Steilküste bei starkem Seitenwind lasse ich dann lieber sein. Zudem schaue ich mir die Vorhersage des isländischen Wetterdienstes (Icelandic Met Service) an.

Island: Autofahren im Winter Strassenverhältnisse Eis Schnee

Die Kräfte eines böigen Seitenweindes sind auf ein Fahrzeug nicht zu unterschätzen. Ich habe es einmal erlebt, dass Böen unseren Dodge Van fast umgeworfen haben. Selbst im parkierten Zustand rüttelte es derart stark, dass wir im Schritttempo Windschutz hinter einem Haus suchen mussten.

Darum der wichtigste Grundsatz: Die Isländer und Isländerinnen übertreiben nicht! “Difficult driving” ist wirklich schwierig zu fahren und “Spots of ice” bedeutet dass ganze Strassenabschnitte mit einer dicken Eisschicht überfroren sind. Bei “Blowing Snow” oder “Blizzard” – lasst es einfach sein!

Island: Autofahren im Winter Pässe, Wind, Schneeverwehungen

Daher der Tipp zum Schluss: Wenn ein Blizzard angesagt ist, bleib einfach da wo Du bist und geniesse ein Bad in einem Hot Pot! Schneeverwehungen (“Blowing Snow”) sind schon für sich alleine eine grosse Herausforderung, auch isländische LKW’s bleiben immer wieder einmal darin stecken. Bei einem Blizzard gibt es auf der Strasse keine Sicht. Der Sturm bläst derart, ein Auto ist kaum noch auf Kurs zu halten. Das Ganze endet dann in einer Schneeverwehung – Hilfe kann dann sehr weit sein!

When in doubt, don`t

Publiziert 1/22 – Refresh 1/23

Die Geschichte mit der Angabe der Windgeschwindigkeit

Wir in der windarmen Schweiz geben die Windgeschwindigkeit meistens in km/h an. In Island werden diese in m/s angegeben. Dies führt oft zur Verwechslungen. Touristen wundern sich das bei einer Windgeschwindigkeit von 30 m/s – in der Annahmen es handle sich um 30 km/h – die Wasserfälle fliegen und sie selbst nicht mehr umfallen können. In Wirklichkeit  sind es 108 km/h. Auch in der Schweizer Presse wird dann schon einmal von einem Sturm berichtet der mit Böen von bis zu 50 km/h über Island fegte und dabei ganze Häuser abdeckte. Die Leserinnen wundern sich dann, wie schlecht die Isländer wohl ihre Häuser bauen, dass es bei einem solch lauen Lüftchen schon zu Schäden kommt.

Faktor 3.6

Der Reisende muss rechnen! Die Angaben in m/s mal Faktor 3.6 und schon ist klar was wirklich Sache ist. Eine Windstärke von 30 m/s x 3.6 ergibt eine Windgeschwindigkeit von 108 km/h. Oder Orkanböen mit 47 m/s sind 169.2 km/h – was ich im Oktober 2019 einmal erleben musste. Ich glaube Reisende unterschätzen daher die Meldungen des Wetterdienstes oft, da nicht wirklich gerechnet wird. “Southwesterly 18 -23 m/s with gusts widely over 30 m/s” sieht eben harmlos aus. Dabei handelt es sich bereits um Böen die 11 Beaufort erreichen – also ein orkanartiger Sturm. Der isländische Wetterdienst stellt dann auf Warnstufe gelb – die niedrigste Warnstufe.

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