Gottlieben – die vergessene Perle am Bodensee

Idyllisch, zauberhaft marode und wunderbar verschlafen – das ist der malerische Ort Gottlieben. Dieser liegt auf Schweizer Seite des Seerheins, der kurzen Wasserstrasse zwischen dem Bodensee und dem Untersee, im Kanton Thurgau. Gottlieben – die vergessen Perle am Bodensee!

Eine der kleinsten Gemeinden der Schweiz

Flächenmässig zählt Gottlieben zu einem der kleinsten Gemeinden in der Schweiz. Doch dafür, dass Gottlieben flächenmässig klein ist, verbergen sich hier unglaublich grosse Schmuckstücke! Das malerische Ortsbild wird geprägt von wunderschönen Fachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert, idyllischen Winkeln und einer kleinen, schönen Seepromenade gesäumt von Platanen. Der kleine Ort birgt grosse Schätze. Schloss Gottlieben war einst im Besitz von Franzosenkaiser Napoleon III., desweiteren sind die berühmten Gottlieber Hüppen, das Literaturhaus „Bodman“ und eine kleine Szene an Künstler zu nennen. Dem einen oder anderen ist vielleicht noch geläufig, dass der Komponist und Sänger Udo Jürgens hier seine letzten Jahre verbrachte.

Gottlieben - die vergessene Perle am Bodensee

“Sommerabend auf der Seepromenade, Füsse im Wasser, ein Glas Müller-Thurgau in der Hand, die Sonne steht tief und orange, färbt die Wasserfläche und streut funkelnde Lichtkristalle darüber.”

Maroder Charme

Der Ort hat inzwischen einen etwas maroden Charme. Zwei von drei Hotel stehen leer, gammeln vor sich hin. Die schönsten Terrassen direkt am Wasser sind leer, verwaist. Die wundervollen Sonnenuntergänge haben nur noch vereinzelt Publikum. Einige der historische Häuser konnten bisher nicht renoviert werden, da diese mit Einsprachen blockiert waren.

Gottlieben - die vergessene Perle am Bodensee
Seepromenade

Ein Beispiel dafür ist das bekannte Hotel Drachenburg/Waaghaus. Ein imposanter Fachwerkbau von historischer Bedeutung. Dieses Hotel war in den 1970er Jahre einmal einer der Leuchttürme der Schweizer Hotellerie. Ebenfalls zu dieser Zeit kochte die «Grande Dame der helvetischen Küche» Rosa Tschudi in der benachbarten „Krone“. Damals war Gottlieben vielleicht so etwas wie das kleine St. Tropez vom Bodensee. Danach ging der Ort für auswärtige Besucher immer mehr in Vergessenheit und liegt heute im Dornröschenschlaf. Beide Tradition-Hotels haben ihre Tore geschlossen.

Ein Wandel der Erneuerung ist spürbar

Doch ein Wandel ist spürbar – einige der alten Häuser haben die Besitzer gewechselt und werden derzeit renoviert oder Renovationen sind geplant.

So hat ein junges Investorenpaar mitten in der Pandemie zwei der direkt am See gelegenen alten Gasthäuser aufwendig renoviert und im Frühling 2021 eröffnet. Das Hotel „Porto Sofie“ verfügt über 31 sehr schön eingerichteten Zimmer und einer grossen Terrasse direkt an der Schiffsanlegestelle. Wirklich ein Besuch wert ist die zum Hotel gehörende Brasserie, welches mit einer genussvollen Kulinarik und einem sehr schönen Art-déco-Stil überzeugt. 

Ebenfalls jung und frisch sind zwei andere schöne Beispiele wie das kleine Dorf wiederbelebt werden kann. Fast schon ein Phänomen ist der kleine Dorfladen. Dieser hat vor kurzem den Besitzer gewechselt. Die neue Ladenbesitzerin führt die herzige Lokalität am Dorfplatz weiter als «Tante-Emma-Laden», bietet Dinge des täglichen Bedarfs an, sogar Frischprodukte wie Obst. Dazu gibt es ein kleines Café mit einer eigenen Homemade Bakery. Und mit dem localholic gibt es noch ein Café, aber anders. Begegnungshaus, Laden, Gästezimmer, Tourenveranstalter, SUP-Vermietung und Kaffee & Kuchen – alles in einem.

Selbst im altehrwürdigen Hotel Drachenburg/Waaghaus tut sich etwas. Eine kapitalkräftige Stiftung hat im Jahre 2020 das Häuser-Ensemble übernommen. Die Stiftung will zusammen mit der Stararchitektin Tilla Theus diesem denkmalgeschützten, historischen Hotel- und Gastronomiegebäude neues Leben einhauchen. (weitere Infos siehe unten)

Einer der schönsten Dorfplätze der Schweiz

Doch Gottlieben bleibt idyllisch und ist immer ein Abstecher wert. Schon weil man hier einen der schönsten Dorfplätze der Schweiz findet. Am Dorfplatz befindet sich das Bodman-Haus, das Heim des Dichters Emanuel von Bodman (1874 – 1946). Heute ist es ein Literaturhaus mit einem spannenden Programm im Saal unter dem historischen Dachstuhl. Künstler und Kunsthandwerker schätzen die Idylle des kleinen Dorfes: Es gibt eine Buchbinderin, eine weit über die Grenzen hinaus bekannte Seidenfärberei, Modedesigner und Maler.

Gottlieben - die vergessene Perle am Bodensee
Dorfplatz

Gottlieber Hüppen und Luxusjachten

Sogar eine von Zürich bis Basel „weltbekannte“ Spezialität gibt es hier, die schon Prinz Louis Napoleon schätzte: die Gottlieber Hüppen. Hauchdünne Crepes werden noch heiss über Eisenstäbe gerollt und anschliessend mit fluffigen Pralines gefüllt. Dazu ein duftender Kaffee. Herrlich!

Etwas speziell ist, dass es in Gottlieben gleich zwei Marinas gibt. Diese gehören zu den wohl traditionsreichsten Werften am Bodensee. Beide Werften haben sich auf sehr exklusive Motorboote spezialisiert – wer etwa einen schwimmenden „Ferrari“ oder „Rolls Royce“ für den See sucht ist hier richtig. Faszinierend ist das wunderschöne Design dieser Motorjachten, welche im Sommer etwas Côte d’Azur-Feeling an den Seerhein bringen.

Gottlieben - die vergessene Perle am Bodensee

Geheimnisumwittertes Schloss

Und irgendwie passt zu Gottlieben, dass es hier ein geheimnisumwittertes Schloss gibt. Versteckt hinter Mauern und Bäumen steht es. Zwei Türme, eine Wasserburg, ein schöner Garten. Wer einen Blick drauf werfen will, muss auf dem Rhein vorbeifahren. Von der Schweizer Seite schimmert der Bau höchstens durch den Blätterwald. Die Geschichte Gottliebens geht auf dieses Schloss zurück, die der Konstanzer Bischof Eberhard II. von Waldburg 1251 erbauen liess. So richtig berühmt wurde das Schloss zur Zeit des Konstanzer Konzils, als das Schloss kurzzeitig als Gefängnis genutzt wurde. Der Reformator Johannes Hus sowie Papst Johannes XXIII. wurden 1415 auf dem westlichen Wehrturm eingesperrt.

Schloss Gottlieben
Schloss Gottlieben

Nach 70 Jahren im Besitz der Familie von Opersängerin Lisa Della Casa wurde Schloss Gottlieben kürzlich von der Industriellenfamilie Tatjana und Thomas Huber-Gazdik übernommen.

Weitere Infos: Schloss Gottlieben

 

Rettungsprojekt für die Gottlieber Drachenburg und das Waaghaus

Rettungsprojekt für die Gottlieber Drachenburg Waaghaus Hotel Thurgau Bodensee Seerhein Gottlieben

Das geschlossene und heute verwaiste Hotel in Gottlieben sollte eigentlich saniert und erweitert werden, um bereits an Ostern 2022 in neuem Glanz zu erstrahlen. Doch bis jetzt ist davon noch nichts zu sehen – das historische Gebäude-Ensemble steht weiterhin unter dem Verfall. Inzwischen hat sich jedoch die Lage etwas verbessert: Eine Stiftung konnte das Liegenschaft-Ensemble erwerben. Zudem liegt inzwischen auch eine Baubewilligung für den Umbau sowie Sanierung vor, was eigentlich ein wichtiger Meilenstein zur Rettung dieses nationalen Denkmals wäre. Allerdings gibt es mit einem Wechsel im Stiftungsrat, fehlenden Geldmitteln sowie einem Antrag an die Gemeinde zur Entkernung eines der Gebäude immer noch viele Unsicherheiten.

Refresh 2.5.2023 (Quelle: stiftung-drachenburg.ch)

Weitere Infos unter „Wir sind an der Arbeit“

Ein Wochenende in Gottlieben

Mein Tipp

Warum nicht ein, zwei Tage in diesem zauberhaften und verschlafenen Ort Gottlieben am Bodensee verbringen?

Gottlieben bietet Schiffsrundfahrten, Ausflüge ins Thurgauer Land, ein Stadtbummel durch Konstanz, Birdwatching im angrenzenden Naturschutzgebiet oder wunderschöne Wander- und Fahrradwege direkt am Bodensee. Baden ist direkt an der Seepromenade möglich (kleiner Badeplatz) oder in der Seerhein Badi, welche zu Fuss in wenigen Minuten erreichbar ist. Und als Abenteurer ist unterwegs, wer auf einem SUP oder Kanu den Seerhein entdeckt. Eines der schönsten Ecken für „Sunset Paddling“.

Mit dem Hotel Porto Sofie (3* Superiore) hat es hier ein bezauberndes Hotel direkt am Seerhein. Dieses neue renovierte Hotel ist aus dem Schatten der beiden Traditionshäuser getreten. In einmaliger Lage, direkt am Seerheinufer wurde ein kleines, persönlich und individuell gehaltenes Boutique Hotel mit einer charmanten Bar und Brasserie erschaffen. Die Zimmer sind wunderschön, liebevoll mit Antiquitäten ausgestattet. Die Terrasse direkt an der Seerhein-Promenade lädt zum Geniessen ein.

Also wer hier ein paar Tage Ferien macht wird vielleicht zum Trendsetter. Und könnte sein Herz an diesen Ort verlieren.

In Gottlieben aufgeschnappt:

Seecafé & Manufakturladen Gottlieber Hüppen – Café direkt an einer Marina, modernes Ambiente direkt am See. Schöner Manufakturladen der bekannten Gottlieber Hüppen. Neuste Kreation sind vegane Urdinkel Hüppen. Mein Favorit: Himbeer-Hüppen!

Hotel Porto Sofie – persönlich und individuell gehaltenes Boutique Hotel direkt am Seerhein, Brasserie, feine Cocktails, guter Kaffee & Kuchen direkt auf der Seepromenade inkl. sehen und gesehen werden. Verkauf von Glacé über die Strasse. Tolle Musik-Events.

localholic – das Begegnungshaus in Gottlieben. Café, Food-Tüten, ein Fremdenzimmer, Entdeckertouren, Co-Working Platz, Vermietung von SUP’s und Kanus. Und noch vieles mehr … 

Kuhhorn – abschalten und geniessen. Ist so eine Art „Strandhütte“, aber auch so etwas wie ein „Geheimtipp“. Tolle Lage – von Gottlieben in 10 Min zu Fuss zu erreichen. Grill, Wurstsalat und Suppen. Die Lage am „Kuhhorn“ ist wunderschön, auch für „Sunset Lovers“. Meistens Donnerstags – Montags offen bis zum Sonnenuntergang.

Restaurant Linde (JUCKERs Boutique-Hotel) – befindet sich im Nachbardorf Tägerwilen. Gastgeber und Küchenchef Thomas Jucker, von Gault & Millau ausgezeichnet, zaubert dort wundervolle Gerichte. Betreiben auch das Pastawerk.

Mein Picturebook „Gottlieben“

Garten in Gottlieben
Luxusjachten in Gottlieben Bodensee
Sunset Paddling in Gottlieben Seerhein
Palmen in Gottlieben
Sibirische Schwertlilie im Espen Riet
Badeplatz in Gottlieben
Seerhein Badi in Tägerwilen im Morgenlicht
Werbeballon Ifolor über dem Seerhein bei Gottlieben und Konstanz
An Seepromenade in Gottlieben

 

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