Fotografie Nordlicht – ein kleiner Ratgeber

Das Fotografieren des Nordlichts stellt eine aufregende Herausforderung dar, die auch von einem Amateur-Fotografen ein hohes Mass an Können und Beherrschung der eigenen Kamera erfordert. Wenn man das Glück hat, dieses Phänomen zu sehen, gibt es keine Zeit für Experimente. Es ist notwendig, über geeignete, semi-professionelle Foto-Ausrüstung zu verfügen und seine Fähigkeit zur Bedienung der Kamera in dunkler Umgebung sicherzustellen. Doch welche Ausrüstungsgegenstände sind erforderlich und wie bekommt man das grau-grünliche oder rötliche Licht am besten auf den Sensor? Im Post “Fotografie Nordlicht – ein kleiner Ratgeber” findest Du meine eigenen Erfahrungen als Amateur-Fotograf.
Nordlicht – das Fotografen-Ding
Der Zauber des Nordlichts hat eine ganz besondere Anziehungskraft auf Fotografinnen und Fotografen. Es macht unglaublich viel Spass, das faszinierende Leuchten aufzunehmen. Eine interessante Tatsache ist, dass Kameras das Nordlicht “wahrheitsgetreu” in (grüner) Farbe einfangen, während unsere Augen es eher als weiss oder grau, bei stärkeren Erscheinungen dann in pastellem Grün, Rot oder Violett sehen. Das kann bei Nicht-Fotografen zu Enttäuschungen führen, wenn sie die Naturerscheinung nicht in leuchtendem Grün, sondern eher in grauen oder pastellfarbenen Türkistönen wahrnehmen. Aus diesem Grund habe ich einen Beitrag darüber verfasst: Mein erstes Nordlicht sah ich weiss, nicht grün …

Die Ausrüstung
Schnell habe ich gelernt, dass tolle Aufnahmen von Nordlichtern nur mit einer guten Kamera-Ausrüstung möglich ist, die mindestens folgende drei Voraussetzungen mit sich bringt:
- lichtstarkes Weitwinkel-Objekt
- Kamera mit grossem Sensor (MFT, APS-C oder Vollformat, was ich eingesetzt habe)
- rauscharme, hohe ISO Werte
Ein wesentlicher Faktor für grossartige Fotos ist ein hochwertiges und lichtstarkes Weitwinkelobjektiv. Solche Objektive mit einer Lichtstärke von unter 2.8 können noch immer ziemlich teuer sein. Wenn man nicht regelmässig ein solches Objektiv nutzt, kann man es auch für eine Nordlicht-Reise mieten. Bei meiner letzten Reise nach Island habe ich das NIKKOR Z 20 mm 1:1.8 S (Festbrennweite) verwendet. Es ist zwar nicht ganz optimal für Weitwinkelaufnahmen, da der empfohlene Bereich eher 14 mm ist. Aber ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Objektiv ist dafür noch erschwinglich und ich verwende es gerne in der Landschafts- und Nachtfotografie.

Für meine Reise zum Polarkreis habe ich letztendlich die folgende Ausrüstung ausgewählt, inklusive Objektiven, die ideal für die Landschaftsfotografie geeignet sind:
- Nikon Z5 (spiegellos, Vollformat)
- NIKKOR Z 20 mm 1:1.8 S
- NIKKOR Z 28-75mm 1:2.8
- NIKKOR Z 24-200mm f/4-6.3 VR
- Nikon Z fc (als Ersatzkamera) mit Pancake-Objektiv
- robustes Stativ (sollte auch starken Winden widerstehen)
- Funk-Fernauslöser (in der Winter-Kälte von Arosa ausgetestet)
- Filter, Akkus, SD-Karten, Stirnlampe (dimmbar), usw.
- IPad mit Lighroom
Alles musste in meinen Fotorucksack passen ….
Oder doch Smartphone?
Bevor Du jetzt gleich eine teure Kamera kaufst, solltest Du überlegen, ob vielleicht auch ein Smartphone dafür geeignet ist. Denn für schöne Schnappschüsse kann eine hochwertiges Smartphone durchaus ausreichen. Am Ende dieses Beitrags werde ich weitere Tipps zu diesem Thema geben.

Eisige Winde und Kälte nicht unterschätzen
Eisige Kälte, die ich aus den winterlichen Monaten in Arosa (1800 müM)zu genügend kenne, darf man beim Fotografieren nicht unterschätzen. Zum Glück weiss ich, dass meine Nikon damit umgehen kann. Deshalb packe ich auch sehr warme Kleidung ein, vor allem Handschuhe, mit denen ich die Kamera auch bei eisiger Kälte bedienen kann. Aber sei gewarnt, die Kälte sollte nicht unterschätzt werden – in den nördlichen Ländern kommt oft noch ein starker Wind hinzu. Daher ist ein stabiles Stativ ein absolutes Muss! Es lohnt sich, an einem kalten Abend zu Hause rauszugehen und alles auszuprobieren, den eigenen “Workflow” zu trainieren.
RAW oder JPEG?
Profis wissen natürlich, dass man im RAW-Format fotografiert, um keine Qualitätseinbussen bei der Nachbearbeitung zu riskieren. Bei meiner Kamera, einer Nikon Z5, habe ich einfach beide Formate – RAW und JPEG – eingestellt. Die Nachbearbeitung in JPEG ist aus meiner Sicht einfacher, allerdings erzielte ich aus meinen Bildern im RAW-Format doch signifikante Verbesserungen. Aber ja, ich gebe zu, ich bin vielleicht ein bisschen faul, was die Nachbearbeitung aus den RAW-Formaten angeht.
ISO und rauschende Bilder
Die Nordlichter erhellen den Himmel nicht grell, es ist eher ein sanftes Leuchten. Daher fotografiert man natürlich nachts, und es ist entsprechend dunkel. Das bedeutet, dass man den ISO-Wert erhöhen muss. Für mich persönlich war ein ISO-Wert zwischen 400 und 800 zielführend. Man muss jedoch auf das Rauschverhalten achten. Trotz schwachem Licht habe ich bei der Z5 kaum noch Bildrauschen festgestellt. Die kleinen MFT-Sensoren rauschen da doch etwas mehr, allerdings kann man mit den KI-Entrauscher von Lightroom und/oder Skylum NEO nachträglich alles auf ein akzeptables Mass reduzieren.
Bei meiner älteren Spiegelreflex D7100 (APS-C) musste ich noch mit höheren ISO-Werten arbeiten. Das nachfolgenden Bild wurde mit einer Nikon D7100 aufgenommen: Belichtungsmethode M, Blende f=2.8, ISO 1250 und 15 Sekunden
Scharfstellung und Belichtungen
Die Scharfstellung gestaltet sich etwas schwieriger. Der Autofokus hat nachts oft Schwierigkeiten, deshalb habe ich diese Funktion abgeschaltet. Die manuelle Fokussierung ist etwas knifflig, da sie auf Unendlich eingestellt werden sollte. Vor allem, wenn man mit der Kamera die Position wechselt, kann es passieren, dass die Einstellung versehentlich verändert wird. Deshalb immer wieder kontrollieren, um unscharfe Bilder zu vermeiden. Eine Stirnlampe (ev. mit Rotlicht) ist hier sehr hilfreich.
Die Belichtung habe ich im manuellen Modus (M) vorgenommen, also Blende und Verschlusszeit manuell eingestellt. Ob die Belichtung stimmt, kontrollierte ich am Histogramm im Display. Die beste Belichtungszeit für Nordlichtaufnahmen ist so lang wie unbedingt nötig. Hier muss man mit verschiedenen Belichtungszeiten etwas üben. Denn die Stärke des Nordlichtes ist sehr unterschiedlich, daher liegt die Belichtungszeit zwischen fünf und zwanzig Sekunden. Ich habe keine Belichtungszeit von über dreissig Sekunden verwendet, da sich aufgrund der Erdrotation die Sterne merkwürdig oval darstellen oder zu Strichen verschwimmen können.
Wichtig: richtiges Zubehör
Unbedingt sollte man das richtige Zubehör dabei haben: Funk- oder Kabelauslöser, sehr robustes Stativ (der Wind in Island rüttelt ganz schön am Stativ) und eine kleine Taschenlampe oder Stirnlampe, damit man in der Dunkelheit die Einstellungen immer überprüfen kann.

Erfahrung mit Micro Four Third System Kamera (MFT)
Vor der Anschaffung einer Nikon Z5 habe ich für die Nordlicht-Jagd die kompakte Lumix DC-GX9 in den Fotorucksack gepackt, zusammen mit dem Leica 8-18mm/F2,8-4,0 sowie einem Standard- und Teleobjektiv. Mit MFT auf Nordlicht-Jagd? Darüber habe ich ein Erfahrungsbericht geschrieben welchen Du hier findest.
Kann man Nordlichter mit einem Smartphone fotografieren?
Ja, es ist möglich, Nordlichter mit einem Smartphone zu fotografieren. Moderne Smartphones bieten fortschrittliche Kameras und (manuelle) Funktionen, die es ermöglichen, beeindruckende Bilder von Nordlichtern zu machen.
Allerdings gibt es einige Herausforderungen bei der Nutzung eines Smartphones für Nordlichtaufnahmen. Zunächst einmal ist es wichtig, dass das Smartphone über eine gute Kameraqualität verfügt, insbesondere in Bezug auf die Low-Light-Leistung. Geräte mit grösseren Sensoren und fortschrittlicher Bildstabilisierung können von Vorteil sein. Es kann auch hilfreich sein, eine spezielle Kamera-App (zum Beispiel Lightroom, Fjorden, usw.) herunterzuladen, die erweiterte Einstellungen und Optionen für die Nachbearbeitung bietet. Sollte das Smartphone das RAW-Format kennen, dann unbedingt dies verwenden.
Stabilität, manueller Modus auch beim Smartphone unabdingbar
Der wichtigste Aspekt ist die Stabilität! Da Nordlichter oft in dunklen Umgebungen fotografiert werden, ist es ratsam, das Smartphone auf einem Stativ oder einer stabilen Oberfläche abzustützen, um Verwacklungen zu vermeiden. Ein Fernauslöser (z.B. Joby) kann ebenfalls nützlich sein, um Erschütterungen zu minimieren. Die Einstellungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Fast unabdingbar ist, den manuellen Modus des Smartphones zu nutzen, um Belichtungszeit, ISO-Wert und Fokus “von Hand” einzustellen. So hat man eine bessere Kontrolle über das Endergebnis. Experimentiere nachts bereits zu Hause mit verschiedenen Einstellungen, um das beste Ergebnis zu erzielen.
Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Qualität der Nordlichtaufnahmen mit einem Smartphone im Vergleich zu einer dedizierten Kamera nicht herankommen. Auf dem Smartphone selber wirken diese Fotos beeindruckend, aber möchtest Du diese vergrösseren (Monitor, TV, Poster), sind die Bilder zu wenig detailreich. Dies liegt vorallem an der kleinen Sensorgrösse von Smartphones.


Quellen: eigene Erfahrungen in Island und Norwegen, dabei habe ich Tipps von Fotografen, aus Fotomagazinen und aus dem Internet umgesetzt, die ich zum Teil hier wiedergegeben haben.
Refresh 11/2023 – vollständig überarbeitet
Dies ist keine Werbung oder sponsored Post, sondern ein subjektiver, persönlicher Erfahrungsbericht. Die Verwendung von Nikon Kameras ist von mir selber so entschieden. Spiegelloses Systemskameras werden u.a. auch von Leica (M, T, SL), Panasonic (MFT und Vollformat), Sony (α E-Mount – in zwei Varianten: Vollformat oder APS-C-Format), Pentax (K, Q) und Sigma hergestellt. Der Markt der spiegellosen Systemskameras ist inzwischen sehr in Bewegung, da auch Nikon mit der Z-Serie und Canon mit der EOS R in dieses Segment vorgestossen sind.
[…] wesentlichen hat sich zu meinem Ratgeber “Nordlichtfotografie” nichts geändert, die Tipps sind dort immer noch aktuell. Ob mit Spiegelreflex oder mit MFT. Denn […]
Hey, da hast Du nicht nur eine tolle Beschreibung bzw Tips gegeben, sondern auch echt gute Fotos gemacht! Klasse!
… auch hier nochmals vielen Dank. Das Nordlicht mit der Kamera aufzuspüren ist eine tolle Sache, weil neben dem Fotografieren so viele Faktoren zusammenkommen und stimmen müssen. Lg, Michael
Das glaube ich, zumal ich es mir schwierig vorstelle, die richtige Zeit-Blende-Iso-Kombi zu fidnen, wenn man das Leuchten mit den Augen anders wahrnimmt als später der Sensor…
[…] meine Nikon DSLR-Ausrüstung allerdings meistens zu Hause. Die DSLR nutzte ich letztmals für die Nordlichtfotografie – alleine mein Foto-Rucksack kam für diese Reise auf über 12kg […]
Prima Tipps, ich danke dir
LG Andrea