Mein erstes Nordlicht sah ich weiss, nicht grün …

Wie Nordlichter wirklich aussehen ...

Meine erste Erfahrung mit den Nordlichter war anders – anders als ich es erwartet hatte. Mein erstes „Nordlicht“, welches ich am Himmel über dem Eyjafjörður (Island) mit eigenem Auge sah, war ein schwacher, weisser, grauer Schleier am Himmel. Gleichzeitig hatte ich die Kamera schon in Position und wollte eigentlich nur eine Testaufnahme machen. Um so grösser war die Verblüffung, als das gleiche weissliche Nordlicht am Himmel auf dem Display der Kamera grün erschien.

Dieses Polarlicht war sicherlich von schwacher Natur. Das Icelandic Meteorological Office klassifizierte um diese Zeit ein Kp-Index von 2-3 für diese Gegend. Der Kp-Index ist auf einer Skala von 0-9 ein Gradmesser für die Stärke von Polarlichterscheinungen.

Noch in der gleichen Nacht, an welcher ich meine erste „Sichtung“ in Island hatte, habe ich versucht zu simulieren, was ich wirklich gesehen habe, was aus der Kamera raus kam und was ich in Lightroom (Fotobearbeitung) damit erreichen konnte.

Meine persönliche Wahrnehmung

Mein erstes Nordlicht sah ich weiss, nicht grün ...

So erlebten wir unser erstes Nordlicht – ein weisser, grauer Schleier, der hinter den Bergen hervorkam. Dieses Bild ist eine Art „Simulation“, denn die Kamera nimmt die Lichter immer als grün auf. Ich habe dieses Bild in Lightroom so lange bearbeitet, bis meine Frau und ich der Meinung waren, dass es so aussah, wie wir es mit unseren eigenen Augen gesehen hatten. Sowohl für uns als auch für spätere, intensivere Nordlichter waren sie nicht farbig. Bei späteren Reisen zu den Lofoten und nach Island hatten wir das Glück, kräftigere Polarlichter zu erleben, die wir beide in grünen, Pastellfarben wahrnahmen. Nur einmal nahmen wir eine „Nordlicht-Explosion“ wahr, diese war derart intensiv, dass sogar die Umgebung erleuchtet wurde.

Das Original (unbearbeitet) aus der Kamera

Die Kamera sieht das Nordlicht grün - Mein erstes Nordlicht sah ich weiss, nicht grün ...

Das unbearbeitete Original aus der Kamera (Nikon D7100, Nikon AF-S 14-24mm, f/2.8 G ED, 2.8, ISO 1250, 8 sek.) Warum die Kamera die Polarlichter grün, farbig aufzeichnet, ist dagegen einfacher erklärt. Das Nordlicht ist ein elektrisches Licht und wird vom Sensor korrekt, also farbig aufgenommen.

Foto in Ligthroom bearbeitet

Mit Lightroom verstärkt - Mein erstes Nordlicht sah ich weiss, nicht grün ...

Mit Lightroom (ähnlich wie Photoshop) bearbeitet und die Nordlichter zum Leuchten gebracht, dabei habe ich nur die Regler Schwarz und Weiss verwendet, die Farben nicht verändert.

Mit falschen Erwartungen in den Norden gereist – wurde ich getäuscht?

Heute ist klar, ich bin mit falschen Erwartungen in den Norden gereist. Erst nach einigen Beobachtungen wurde mir klar, dass nicht jeder die Polarlichter in den Farben Grün, Rot oder Violett sieht, und dies auch nicht zu jeder Zeit möglich ist.

Die Erklärung für die Wahrnehmung der Nordlichter als weisse, graue Lichtschleier ist komplex. Verschiedene Faktoren wie der Standort, Restlicht (Lichtverschmutzung) aus umliegenden Siedlungen, die Intensität der Nordlichter selbst sowie möglicher Mondenschein spielen eine Rolle. Auch das eigene Sehvermögen ist ein wichtiger Aspekt. Aufgrund meines durchschnittlichen Sehvermögens in der Dämmerung und Nacht nehme ich nur bei stärkeren Lichterscheinungen leichte Farbtöne wahr.

Es gibt andere Nordland-Reisende, die wie ich die Nordlichter als „weiss-gräulich“ wahrgenommen haben. Einige von ihnen wurden enttäuscht, da ihre Beobachtungen nicht den gängigen Langzeitaufnahmen und Zeitraffer-Videos entsprachen, auf die sie gehofft hatten.

Das Nordlicht ist ein Naturphänomen, das nicht jede Nacht in voller Pracht am Himmel erscheint. Meine Erfahrung zeigt, dass die Nordlichter eher in leichter bis mittlerer Intensität regelmässig auftreten. Als Reisender hat man nur ein begrenztes Zeitfenster, in dem alle Faktoren (Wetter, Intensität, Standort usw.) zusammenpassen müssen, um überhaupt eine Sichtung zu erleben. Man sollte auch damit rechnen, zu denjenigen zu gehören, die die schwachen Polarlichter wie ich als graue, weisse Lichtschleier wahrnehmen.

Nein, ich wurde nicht getäuscht. Ich habe einfach fasziniert die Bilder von Profifotografen betrachtet und angenommen, dass dies die Norm sei. Doch diese Profis verbringen oft Wochen im hohen Norden und warten auf den perfekten Moment. Mein Fehler war, dass ich mich vor meiner Reise nicht ausreichend mit den Nordlichtern auseinandergesetzt habe!

Nordlichter spielen nach ihren eigenen Regeln – die Lichtshow!

Dank meiner ersten Nordlichtreise habe ich entdeckt, wie wunderschön Island im Herbst ist. In den letzten Jahren bin ich besonders gerne im September zurückgekehrt – natürlich auch mit den Nordlichtern im Hinterkopf. Nach einem erlebnisreichen Tag in der Wildnis gab es nichts Schöneres, als nach einem guten Abendessen noch einmal nach draussen zu gehen und die Nordlichter zu beobachten. Oder wie die Isländer es tun – in den Hotpot zu steigen und das faszinierende Lichtspektakel aus dem warmen Wasser heraus zu geniessen. Und dann geschah es – endlich hatte ich das Glück, ein intensives „Nordlicht-Gewitter“ zu erleben. Die Lichter tanzten wie in einem kosmischen Ballett der Farben. Über mir zeigten sich die Nordlichter in ihrer überwältigenden, leuchtenden Farbenpracht.

Ich hatte meine Kamera abgeschaltet, denn es war mir wichtiger, vollkommen im Moment zu sein und das Wunder zu geniessen. Zum ersten Mal durfte ich kräftig leuchtende grüne, manchmal lilafarbene und pinkfarbene Lichter mit blossem Auge tanzen sehen. Die Nordlichter folgen ihren eigenen Regeln – sie zu sehen ist ein wahres Geschenk des Glücks. Vor allem in dieser Intensität war es eine regelrechte Nordlichtexplosion an jenem Abend. Die Bilder änderten sich in wenigen Sekunden, als würde jemand die Himmelsleinwand immer wieder komplett neu bemalen.

Um die Nordlichter in Farbe zu sehen, benötigt das Auge ca. 10 bis 15 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.

Zum Schluss noch ein paar Tipps, wie Du die Nordlichter besser von blossem Auge sehen kannst. Um die Nordlichter in Farbe zu sehen, benötigt das Auge ca. 10 bis 15 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dies liegt daran, dass die menschliche Pupille sich in dunkler Umgebung weitet, um mehr Licht einzulassen. Dieser Prozess ermöglicht es der Netzhaut, mehr Lichtrezeptoren zu aktivieren, wodurch ein detaillierteres Bild entsteht.

Zudem spielt die Stärke der Nordlichter eine Rolle. Je schwächer die Aktivität, desto länger dauert es, bis die Farben sichtbar werden. In besonders dunklen Nächten und bei hoher Aktivität kann man die Nordlichter bereits nach wenigen Minuten farbig wahrnehmen.

Zusätzliche Tipps für die Beobachtung der Nordlichter:

  • Dunkle Umgebung aufsuchen: Vermeide Lichtquellen wie Smartphones oder Taschenlampen.
  • Geduld haben: Es kann einige Zeit dauern, bis die Nordlichter erscheinen und die Farben sichtbar werden.
  • Richtung Norden blicken: Die Nordlichter sind meist am nördlichen Horizont zu sehen.
  • Rote Folie verwenden: Eine rote Folie vor das Auge halten, dies kann helfen, die Farben der Nordlichter zu verstärken.
  • Mit Smartphone fotografieren: Unsicher ob Nebelschleier oder Nordlichter? Einfach mit dem Smartphone eine Aufnahme machen, ist es auf den Display grün, dann sind es Nordlichter!

Nordlichter sind auf Fotografien und Videos anders

Polarlichter sind weiss, Nordlichter sind auf Fotos und Film anders

Die Langzeitaufnahmen, die ich mit meiner Kamera gemacht habe, zeigen die Nordlichter immer in Grüntönen, bei einigen sind sogar rote und violette Nuancen zu erkennen. Am Computer habe ich die Nordlichtaufnahmen mit dem Weiss/Schwarz-Regler bearbeitet, um sie zum Leuchten zu bringen. Auf diese Weise gleichen sich meine Bilder den gängigen Fotos von Nordlichtern an. Während ich die Nordlichter in der Realität anders erlebt habe, vermitteln meine Bilder dennoch die Faszination dafür. Die tanzenden Lichterscheinungen, die vielfältigen Formen, das seltsame Licht – ein unglaubliches Erlebnis und Gefühl.


Das letzte Bild zeigt eine Szene, in der der Mond und das Restlicht so stark waren, dass ich das Nordlicht mit blossem Auge nur als weissen Schleier erkennen konnte. Doch dank der Langzeitaufnahme und dem empfindlichen Sensor der Kamera kann sie die „echten“ Farben des Nordlichts sowie die des Mondes klar voneinander unterscheiden. Das entstandene Bild erinnert mich an ein beeindruckendes Erlebnis, auch wenn ich es in dieser Form nicht direkt gesehen habe.

Einer der wenigen Artikel, der das Thema „weiss-graue“ Nordlichter beleuchtet, habe ich im Online-Magazin Aerotelegraph (4.3.2017, Laura Frommberg) gefunden: Wie sehen Nordlichter durchs Flugzeugfenster aus


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