Erzhornsattel – alpine Wanderung

Arosa wird von Bergsteigern eher wenig besucht. Obwohl es hier einige mächtige Berge hat, auch mit anspruchsvollen Kletter-Routen. Aber den Bergsteigern fehlt verständlicherweise in den Plessurer Alpen die Gletscher und Berge über der Dreitausendmetermarke. Obwohl das Aroser Rothorn mit 2980 müM an dieser Marke kratzt. Wie auch immer, die Plessurer Alpen sind eher etwas für Biker, Bergwanderer und Berggänger. Besonders für die Berggänger gibt es mit der alpinen Wanderung auf den Erzhornsattel eine richtige „alpinistische Herausforderung“! Eine sehr schöne Tour. Ganz ohne Kletterei!
Ich habe lange gezögert diese Route zu begehen. Einerseits verlangt diese Tour doch etwas an Kondition ab, andererseits war ich mir nie sicher, was beim Erzhorn wirklich Sache ist. Berggänger, die diese Route gegangen sind, berichteten unterschiedliches: von „easy, kein Problem“ bis zu „oben ist es ganz gefährlich“! Da ich in den Bergen meine Grenzen kenne, dazu nicht ganz schwindelfrei bin, lasse ich solche Sachen eigentlich eher unversucht. Und doch reizte mich und meine Frau diese Tour und wir beschlossen diese in den Angriff zu nehmen. Und wenn es uns zu schwierig wird, dann können wir ja immer noch umkehren.
Mein Fazit nach der Tour ist, dass diese alpine Wanderung auf den Erzhornsattel bei trockenen Verhältnissen ohne grössere Schwierigkeiten zu bewältigen ist. Im letzten Abschnitt vor dem Erzhornsattel verläuft in recht vielen Kehren ein schmaler, steiler Steig hinauf. An dieser Schlüsselstelle ist in erster Linie „Puste“, Konzentration und Trittsicherheit gefragt. Aber für einen Bergwanderer sehr gut zu machen. Auch hatte ich nie Angst oder bin an meine Grenzen gestossen.
Einzige weiss/blau/weiss-markierte Route in Arosa
Der Abschnitt hinauf zum Erzhornsattel und dann hinunter zur Ramozhütte ist die einzige weiss/blau/weiss-markierte Route im Gebiet von Arosa. Die Höhendifferenz vom Älplisee hinauf zum Sattel beträgt knapp 600 Meter, hinunter zur Ramozhütte sind es dann noch 450 Höhenmeter.
Wie bereits sein Name verrät, wurden am Erzhorn wie an den Rothörnern, dem Guggernellgrat und am Tschirpen im Mittelalter Eisenerze sowie andere Bodenschätze abgebaut und in den Schmelzöfen in der Isel bei Arosa verhüttet.
Ein ausführlicher Tourbericht folgt am Schluss dieses Post. Jetzt wieder ein paar Fotos der Highlights dieser Route, denn davon gibt es wirklich viele. Vorallem hatten wir am Tag dieser Tour einfach herrliches Bergsommer-Wetter!
Älplisee
Der Älplisee ist auf 2’156m gelegen und gilt als einer der schönsten Seen im Kanton Graubünden.
Der Aufstieg
Beim Aufstieg zum Erzhornsattel sind einige anstrengende Höhenmeter zu bewältigen, begleitet von einem unbeschreiblichen Panorama.
Das Ziel – der Erzhornsattel
Hier auf dem Erzhornsattel steht man auf 2744 müM. zwischen dem mächtigen Erzhorn und dem fast “dreitausender” Aroser Rothorn. Und mit einem grossartigen Panorama!
Das Bernina-Massiv
An einem solch klaren Tag hat man einen Fernblick bis zum Bernina-Massiv, dessen Gipfel über 4000 müM hoch sind.
Der Abstieg
Der Abstieg führt über die Alp Ramoz – Einsamkeit in einer wunderschönen Bergwelt.
Ramoz-Hütte
Irgendwann taucht die Ramoz-Hütte unter uns auf. Die SAC-Hütte ist unbewirtet und liegt am Fusse des Erzhorns auf einer Höhe von 2’293 müM. Das Gebiet gehört zur Gemeinde Alvaneu.
Welsch-Tobel
Tobel? Der Name verwirrt, das Welsch-Tobel ist ein mächtiges, langgezogenes Gebirgstal – durch dieses Tal kommt man runter nach Arosa.
Alteiner Wasserfälle
Am Schluss der Tour – kurz vor Arosa – sieht man auf der anderen Talseite die schönen Alteiner Wasserfälle.
Viel Flower – Power auf der Tour …

Tour-Verlauf und Bericht
Von Innerarosa folgt man einfach weiter der Strasse, welche den Ort bis zum Ende durchquert, wobei man dem Wanderweg-Weiser Richtung Schwellisee, Älplisee folgt. Ein guter Weg (Schottersträsschen) führt zum glasklaren Schwellisee. Der Weg führt links weiter hoch bis zu den „Arven“. Dort überquert man die junge Plessur. Nun geht ein Pfad weiter in Richtung Älplisee – einer der schönsten Seen Graubündens. Und für mich ein tolles Fotomotiv: Sei es das direkt über dem See aufragende Älplihorn oder der See mit dem leuchtendn Rothorn im Hintergrund.
Der See wird rechts umgangen und nach kurzer Zeit gabelt sich der Pfad. Wiederum dem linken Pfad und den blauen Markierungen folgend, gelangt man nach kurzem Zwischenabstieg und einer weiteren Überquerung der Plessur in eine Schuttwüste mit etwas spärlichen blauen Markierungen. Etwas weiter oben ist der Weiterweg zum Erzhornsattel aber wieder leicht auszumachen und nicht zu verfehlen. Nun folgen 400-500 anstrengende Höhenmeter in steilem Geröll.
Anfänglich geht es einfach geradeaus hinauf, dann macht der schmale Steig recht viele Kehren. Und dann steht man endlich oben auf 2744 müM! Zwischen dem mächtigen Erzhorn und dem “fast dreitausender” Aroser Rothorn.
Wenn man genügend alpinistische Erfahrung und Ausrüstung mit bringt, kann man von hier aus das Aroser Rothorn oder das Erzhorn besteigen. Für mich ist der Erzhornsattel Ziel und entschädigt den strapaziösen Aufstieg mit einer herrlichen Fernsicht – das imposante Bernina-Massiv taucht vor uns auf. Der Blick ist grandios – allerdings wollen wir noch ein gutes Stück weiter und darum steigen wir vom Erzhornsattel runter zur Ramozhütte (unbewirtete SAC Hütte). Dieser Weg ist zwar noch blau-weiss markiert, aber entspricht schon eher einem normalen Bergwander-Weg.
Nach kurzer Pause in der Ramoz-Hütte geht unsere Rundtour weiter durch das Welschtobel (rot weisse Markierung).
Wenn ich durch das Welschtobel wandere dann denke ich, wer ist wohl auf diese Idee gekommen, dieses lange, mächtige und wilde Bergtal als Tobel zu bezeichnen? Welsch macht dagegen wieder Sinn – “Welsch” oder die “Welschen” war früher eine Bezeichnung für “Anders-Sprachig”. So kennen wir in Chur auch das “Welschdörfli” oder bezeichnen heute noch die Romands auch als “Welschen”. Und hier in den Plessurer-Alpen war man bereits im “Grenzgebiet” zwischen den Walsern und den Rätromanen.
Irgendwann tauchen dann die Alteiner Wasserfälle auf und wir erreichen die Isel. Von dort gibt es als Zugabe nochmals rund 200m Höhenmeter hoch und so erreichen wir Arosa. (Oder den Bus am Strandbad Untersee) Am Schluss zieht sich die Strecke etwas hin und nach knapp 7 Stunden reiner Wanderzeit sind wir doch eher geschafft!
Fazit:
Die Rund-Tour Arosa – Älplisee – Erzhornsattel – Ramozhütte – Welschtobel – Arosa ist mit einer Distanz von rund 17km „offiziell“ angegeben. Mein eigener „Tracker“ hat am Schluss 22 km angeben, dies hat sicherlich damit zu tun, dass wir etwas anders von Arosa aus gestartet sind, als hier angegeben. Aber 17km scheint mir dann doch fast etwas wenig. Die reine Gehzeit lag bei uns etwas unter 7 Stunden – allerdings verlieren wir sowieso immer viel Zeit gegenüber den offiziellen Angaben, da ich doch viel am fotografieren bin. Die reine Gehzeit liegt für normale Wanderer bei ca. 6.5 Stunden. Beim Aufstieg „macht“ man ca. 1200 Höhenmeter, beim Abstieg sind es ebenfalls ca. 1‘200 Höhenmeter. Der „Höhepunkt“ – also der höchste Punkt der Wanderung – ist auf dem Erzhornsattel mit 2‘744 Meter über Meer erreicht. Meine eigene „Aster“-Messung hat sogar noch ganz leicht mehr gegeben – die kam nämlich auf 2‘757 Meter über Meer. Der „Tiefpunkt“ ist dann unten in der Isel – hier sind es dann noch 1‘641 Meter über Meer.
Für Kinder ist zu prüfen, ob diese Tour geeignet ist. Wenn man genügend Erfahrung hat, empfiehlt es sich vielleicht auf der letzten Passage (vom Älplisee herkommend) kurz vor dem Erzhornsattel die Kinder an einem stabilen Sicherheitsseil zu führen. (Zweier- oder Dreier Seilschaft)
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Am Älplisee sind wir auch schon einmal gewesen. Wunderschön die Gegend!