Siglufjörður und das Silber der See

Ausserhalb von Island kennt Siglufjörður kaum jemand. Auch wir sind auf unseren Reisen in Island dieser kleinen Stadt nur einmal kurz, flüchtig begegnet.
Touristen verirren sich in diese Hafenstadt kaum, schon gar nicht im November. Die nördlichste Stadt von Island ist rund 400 Kilometer von Reykjavik entfernt. An einem Fjord, mitten in den hohen Bergen auf der unwegsamen Halbinsel Tröllskagi. Es gibt hier nicht viel zu sehen. Mit Ausnahme des Heringmuseums – dem kulturellen Hotspot der Stadt. Das hat jedoch schon längst geschlossen.
Es ist eisig kalt, der Schnee knirscht unter den Schuhen. Ziellos gehen wir durch die Strassen, vorbei am Hafen, an der Kirche, durch die Wohngebiete. Später, ein Café hat offen, wir kehren ein. Der Polarkreis ist nicht weit weg. Irgendetwas fasziniert.
Siglufjörður liegt eingekeilt von mächtigen Bergketten, von beiden Seiten ist der Ort jeweils nur durch einen Tunnel zu erreichen. Früher war der Ort im Winter abgeschnitten, nur über die raue See per Boot zu erreichen.
Bald fängt hier die Wintersport-Saison an – denn in den Bergen hinter der Stadt gibt es ein Skigebiet. Und meistens viel Schnee, die höchsten Schneemengen in Island werden hier verzeichnet. Hier einmal Skifahren?
Früher war Siglufjörður sehr berühmt – sie galt in den 1960er Jahren noch als Welthauptstadt der Heringfischerei. Die Isländer nennen die Epoche von 1944 – 1986 das „grosse Heringabenteuer“. Hier muss Goldgräberstimmung geherrscht haben, Hering-Spekulanten machten grosses Vermögen. Zehntausende fanden Arbeit: Auf Fangschiffen. In fünf Heringsfabriken. Oder an den zahlreichen Einsalz-Stationen.
Dann waren die Heringschwärme verschwunden – überfischt, ausgefischt! Und die „Welthauptstadt des Silbers des Meeres“ starb. Anfang der 1980er-Jahre gab sich die Stadt, die nur im Sommer am Landweg erreichbar war, einfach auf. Übrig blieb eine verlassene „Goldgräber-Stadt“.
Doch einige Bewohner haben um ihren Ort gekämpft. Einerseits erbauten sie aus den Ruinen der „Heringstadt“ ein tolles Museum, andererseits wurde von 2006 – 2010 vom isländischen Staat zwei – insgesamt – 14 Kilometer lange Tunnel durch die Berge gesprengt: Siglufjörður ist seither auch im Winter erreichbar – das stoppte die Abwanderung. Heute leben 1300 Menschen hier. In einer hübschen, kleinen Stadt mitten in einer atemberaubenden Landschaft und rauer Natur.

Der Ort hat etwas an sich. Vielleicht komme ich rgendwann hierher zurück, um herauszufinden, was es ist.
Impressionen:















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Schöner Bericht und noch schönere Bilder. Die Rush hour gefällt mir 😉
Hallo Sabine, vielen Dank. Die Kinderwagen wurden anschliessend vor dem Supermarkt geparkt … 😉 Lg, Michael
Schöner Bericht!
Wir waren dort im Sommer 2015 und das Örtchen liegt unglaublich toll. Die Sicht ist der Hammer.
In dem Hafen kann kann frischen Fisch essen und der Kaffee schmeckt.
Es lohnt sich auf jeden Fall die Halbinsel ganz zu umfahren!
Hallo Andreas, herzlichen Dank für Deinen Kommentar – mit Deinem Tipp, die sehr gebirgige Halbinsel Tröllaskagi zu umfahren, hast Du recht. Die Halbinsel ist ein spannendes Stück Island. Lg, Michael
Ich bin übrigens Ende März wieder auf Island. Diesmal alleine. Ich will vor allem auch wieder Nordlichter jagen und schauen, wie das da so mit mehr Schnee und Eis aussieht 😀
Schöne Bilder. Da bekommt man gleich Lust dort zu sein
Vielen Dank, Lg Michael